CD Kritik Progressive Newsletter Nr.52 (06/2005)
Steve Howe - Spectrum
(60:34, InsideOut, 2005)
Von allen aktuellen Yesmusikern ist neben Rick Wakeman sicherlich Gitarrist Steve Howe der unbestreitbar aktivste Künstler. Doch bei seinen Soloalben muss man immer wieder mit Überraschungen rechnen. Während er in der Vergangenheit bereits Bereiche wie Blues, Country, Jazz oder Folk abdeckte, aber z.B. auch auf dem 2002er Album "Skyline" moderne Ambientsounds einfließen ließ, entdeckt er auf seinem aktuellen Album "Spectrum" den weltmusikalischen Bereich als eine neue musikalische Ausdrucksform. Doch in erster Linie ist "Spectrum" eine Reise durch die ganze musikalische Breite des Gitarrenvirtuosen. Da bietet der Opener "Tigers den" flüssig gespielten Instrumental Rock, ist das folgende "Labyrinth" eine Mixtur aus Light Jazz Rock und Prog, aus ruhigen und schwungvollen Parts. Beim dritten Titel "Band of light" bekommt man auf einmal leicht folkloristische Schlenker und Latin Groove zu hören, während "Ragga of our times" zum Kurzausflug auf den indischen Subkontinent wird. Ganz nach dem Schema des ständigen Blicks über den eigenen Tellerrand geht es auch im weiteren Verlauf des Albums weiter. Dennoch tragen alle Stücke den unverkennbaren Steve Howe Stempel, was sich vor allem in seinem Gitarrenspiel wiederspiegelt. Unterstützt von Tony Levin am Bass, Dylan Howe am Schlagzeug und Oliver Wakeman / Virgil Howe an den Keyboards, handelt es sich fast schon um ein reines Familienprojekt bzw. eine Zusammenarbeit aus dem Umfeld der großen Yes-Familie. Dennoch fehlt den 15 Kompositionen auf "Spectrum" irgendwie die letzte Schärfe und Konsequenz. Sicherlich souverän und professionell eingespielt, doch der finale Funke will einfach nicht so recht zünden. Egal, die immer noch große Fanschar von Yes, wie auch von Steve Howe, wird sicherlich auch hier zugreifen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005