CD Kritik Progressive Newsletter Nr.52 (06/2005)

Troy Donockley & Dave Bainbridge - From silence
(56:12, Open Sky Records, 2005)

Während man weiterhin auf ein neues Studioalbum von Iona warten darf ("Open sky" ist ja auch erst vor rund fünf Jahren erschienen...), gibt es nach dem 2004 veröffentlichten "Veil of Gossamer" von Bandmitbegründer Dave Bainbridge nun eine weitere Veröffentlichung aus dem Iona Umfeld. Zusammen mit Bainbridge spielte der Multi-Instrumentalist Troy Donockley "From silence", eine ruhige Songsammlung von sachtem, traditionellem Folk gepaart mit ambient-artigen Klangmalereien ein, die großteils spartanisch keltisch interpretiert werden. Das Material für dieses Album entstand für einen Auftritt in der Lincoln Cathedral, der am 27.Oktober 2004 stattfand und ohne Publikum gefilmt und mitgeschnitten wurde. Inspiriert von der einmaligen Atmosphäre der großen Kathedrale und natürlich der Möglichkeit von endlosen, ewig nachhallenden Klängen, wurden die sechs Teile von "From silence" komplett ohne Probe als knapp einstündige Improvisation aufgenommen. Das Endresultat sind weitgreifende, hochmelodische Klanglandschaften, sachte, aber dramatisch untermalt. Die instrumentale Führungsrolle übernimmt dabei Troy Donockley an Tin und Low Whistle, Uilleann Pipes, sowie akustischer Gitarre, während ihn Dave Bainbridge neben Keyboards, auch an Bouzouki und elektrischer Gitarre begleitet. Das Material der seit mehr als 15 Jahren befreundeten musikalischen Partner erinnert bisweilen an die ruhige Seite von Iona, nur dass man eben auf die wunderbare Stimme von Joanne Hogg verzichten muss. So beruht die Kraft dieses Albums, im Gegensatz zu "Veil of Gossamer", wo es auch mal sinfonisch abgeht, allein auf der fast schon sakralen, äußerst besinnliche, schwebende Atmosphäre der Aufnahmen. Natürlich sind auch diese Improvisationen nicht vor gewissen Längen gefeit, dem entgegen stehen einige wirklich traumhaft schöne Parts, die aus dem freien Zusammenspiel entstanden. Ein Album zum Träumen und voller sanftmütiger Schönheit, das zudem mit spezieller Technik aufgenommen wurde und dem Kopfhörer nochmals ein ganz anderes Hörerlebnis offenbart.

Kristian Selm



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