CD Kritik Progressive Newsletter Nr.51 (03/2005)
James LaBrie - Elements of persuasion
(66:50, InsideOut, 2005)
Während Dream Theater bereits ein neues Studioalbum für den Frühsommer in Aussicht gestellt haben, war deren Frontmann in der Zwischenzeit ebenfalls nicht ganz untätig und legt ein weiteres Soloprojekt vor. Werkelte er in letzter Zeit bei den Projekten Frameshift und bei Tim Donahues Album "Madmen & sinners"mit und veröffentlichte er zudem seine ersten beiden Soloalben noch unter dem Pseudonym Mullmuzzler, so steht dieses mal zwar alleine James LaBrie drauf, jedoch findet man einige Namen wieder, die man bereits aus Mullmuzzler Zeiten kennt. So stehen LaBrie der Bassist Bryan Beller, Keyboarder Matt Guillory (Dali's Dilemma), Schlagzeger Mike Mangini (ex-Extreme), sowie der Gitarrist Marco Sfogli zur Seite, während die Kompositionen ausschließlich aus den Federn von LaBrie und Guillory stammen. War gerade das Projekt Frameshift musikalisch ganz anders gelagert, so erwartet man natürlich auch auf "Elements of persuasion" einige musikalische Überraschungen, vor allem angesichts Äußerungen von LaBrie wie: "Die Musik meiner neuesten Veröffentlichung ist hinsichtlich des Sounds, der Samples und ihrer Klangmuster außerordentlich experimentell ausgefallen". Nun erwartet sicherlich keiner von LaBrie ein Hip Hop oder Country Album, dennoch ist das musikalische Endresultat des aktuellen Albums auf den ersten Blick eher ernüchternd. Keine großen Experimente mit Ausnahme einiger Loops und moderner Sounds, ansonsten gibt es meist das typische Prog Metal Brett in moderaterer Form, wie man es in ähnlicher Weise bereits von seiner Stammcombo kennt. Doch hat man sich erst einmal mit der, bis auf einige Ausnahmen (wie z.B. die griffigen Mid-Tempo Nummern "Lost" oder "Smashed") eher traditionellen Musik abgefunden, so können die zwölf, meist im 5 Minuten Bereich angesiedelten Tracks durchaus gefallen. "Elements of persuasion" bietet eher konzentrierten, keineswegs instrumental überladenen Prog Metal, wobei einen vor allem die Grundaggressivität überrascht. So hätte der Opener "6:03" durchaus auf Dream Theaters letzten Output "Train of thought" gepasst, finden sich daneben noch weitere härtere Elemente und einige sehr Dream Theater nahe Gitarrenriffs. Der Komplexitätsfaktor ist nicht zu hoch, aber durchaus erbaulich, jedoch ist dieses Album vor allem auf die Stimme von James LaBrie zugeschnitten. Das, was LaBrie und seine Mitstreiter auf die Beine stellen, wirkt letztendlich vielen anderen Dream Theater ähnlich orientierten Bands mindestens ebenbürtig, bisweilen durchaus überlegen. Dennoch darf die ketzerische Frage erlaubt sein, was es für einen Sinn macht, seine eigene Band, trotz aller offensichtlichen Qualitäten, bei seinem Soloprojekt mehr oder weniger zu kopieren? Somit ist "Elements of persuasion" vielleicht das gewöhnlichste Album mit James LaBrie in letzter Zeit. Da aber die Qualität stimmt, wird damit sicherlich die breite Fanschar durchaus Gefallen daran finden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2005