CD Kritik Progressive Newsletter Nr.48 (04/2004)

Tim Donahue - Madmen & Sinners
(63:46, Frontiers, 2004)

War es bisher vor allem seinen Dream Theater Bandkollegen vorbehalten bei diversen Projekten mitzuwerkeln, so gibt der singende Käse James Camembert, pardon, LaBrie, inzwischen mächtig Gas und liefert nach Frameshift, dem kommenden Ayreon Album, auch noch beim Projekt des Multi-Instrumentalisten Tim Donahue seinen nicht unwesentlichen Beitrag ab. Das Projekt "Madmen & sinners" nahm jener bereits 2000 in Angriff, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, James LaBrie als Sänger dafür gewinnen zu können. Nach einem ersten Treffen im Sommer 2001, diversen Telefonaten, sowie ausgiebigen Ideenaustausch wurden die Pläne schließlich konkreter, bis man schließlich im Januar 2003 ins Studio ging. LaBrie brachte zusätzlich Mike Mangini (Extreme, Annihilator, Steve Vai, sowie das LaBrie Projekt Mullmuzzler) als dritte Kraft mit ins Boot, wobei beide ihre Beiträge an verschiedenen Orten aufnahmen. 2003 verbrachte Tim Danahue schließlich damit die Einzelteile zusammenzufügen, den Kompositionen den rechten Schliff zu verpassen, so dass nach als mehr dreijähriger Arbeit nun endlich das Endresultat vorliegt. "Madmen & Sinners" beackert vom musikalischen Grundsatz her, ein für LaBrie eher bekanntes Terrain, die Wurzeln liegen eindeutig im Prog Metal, reichen aber hinein bis zu vielen balladenhaften Momenten bzw. grundsolidem Rockmaterial. Dabei ist der ursprüngliche Ansatz weniger technisch ausgerichtet, geheimnisvolle, sakrale Stimmungen mit jeder Menge mystischen, gregorianischen Chören und ausladender Metal Bombast mit unisono duellierender Gitarre und weitgreifenden Keyboardteppichen bekommen wesentlich mehr Platz eingeräumt. Natürlich darf dabei auch mal kräftig gefrickelt werden, schraubt man instrumental munter am Komplexitäts- und Breakfaktor herum. Jedoch bleibt die technische Freakshow insgesamt in durchaus vertretbaren Rahmen, nicht nur die balladenhaften Momente sorgen für das nötige Gleichgewicht. Ein weiterer Pluspunkt: über einem Großteil des Albums liegt eine irgendwie unbestimmbare düstere, leicht traurige Atmosphäre, die aber weit weg von reiner Hoffnungslosigkeit anzusiedeln ist. Dennoch sorgen die vielen dunklen Momente für mehr inhaltliche Tiefe, setzten die metallischen Riffs richtig in Szene. Trotzdem, dass dieser insgesamt gelungenen Zusammenarbeit am Ende stellenweise etwas der Dampf ausgeht; in der Erinnerung bleibt mehr als 1 Stunde lohnenswerte Musik haften, die auf ein bereitwilliges Publikum treffen wird.

Kristian Selm



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