CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)

Osanna - Live - Uomini e miti
(52:16 + DVD, Afraka, 2003)

Tja, was soll man nun von diesem Produkt halten? Klar freut es einen immer wieder, wenn sich eine Prog Band aus den 70ern reformiert, natürlich mit dem Vorbehalt, dass leider auch ein Großteil der Bands es nicht schafft, das frühere Feuer neu zu entflammen. Osanna lieferten in den 70ern vor allem mit dem 73er Werk "Palepoli" einen Klassiker des Italo Progs ab und 2002 kehrte man endlich mit "Taka Boom" auf die Bildfläche zurück. Jedoch wurde auf diesem Album hauptsächlich die Klassiker der Vergangenheit in aktuellen, neuem Sound in die heutige Zeit gerettet, auch das wenige neue Material hinterließ nicht unbedingt einen begeisterten Eindruck. Mit dem letzten Jahr aufgenommenen Livealbum "Live", dem auch noch eine DVD beiliegt, gibt es zwar laut Untertitel dieser Produktion "30 anni di rock italiano" (30 Jahre italienischer Rock) zu hören, aber es gibt hier doch einige Makel, die einem die echte Freude fast komplett vermiesen. Zuerst einmal ist nur etwas über die Hälfte der CD wirklich live, beim Rest handelt es sich um Studiotitel, die man bis auf "Non sei vissuto mai" bereits in identischer(!) Form auf dem letzten Album "Taka Boom" fand. Das riecht doch irgendwie verdammt nach Fanverarschung oder wollen Osanna durch doppelte Veröffentlichung ihres Materials, die Qualität steigern? Wohl kaum... Spielerisch und gesanglich haben die Süditaliener nichts verlernt, was man besonders im "echten" Liveteil dieses Albums zu hören bekommt, auch wenn hier hauptsächlich die "runderneuerten" Versionen ihrer Klassiker zu hören sind. Vor allem, wenn sich Band weg bewegt von der eher straighten Spielweise, solistisches Können aufblitzen lässt, merkt man doch noch das Feuer, dass hinter der Oberfläche immer noch brennt. Der Bonus bzw. der zweite Teil dieses Doppelpacks besteht aus einer DVD, bei der neben Osanna, auch noch Musiker von Banco, Area, New Trolls und Il Balletto Di Bronzo ihren Auftritt haben. Leider handelt es sich wiederum um keinen kompletten Konzertmitschnitt, sondern das am 27.Juni 2003 stattfindende"Afraka Rock Festival" wird nur in rudimentären Ausschnitten und etwas bescheidenen Sound präsentiert. Beeindruckend, wie fast immer, der Auftritt des Banco Duos Francesco Di Giacomo und Rodolfo Maltese, die eine treibende Akustikversion von "R.I.P." hinlegen. Auch schön das Wiedersehen mit Vittorio De Scalzi, der im Alleingang die Musik der New Trolls wiederbelebt, während bei Il Balletto Di Bronzo die Wahl mit dem Song "Love in the kitchen" eher unglücklich gewählt ist. Neben einer eher befremdlich wirkenden, sehr mit Computereffekten überladenen DVD Präsentation, werden die Livebilder durch einen bizarren grün-blauen Rahmen gestört. Na ja, so etwas nennt man wohl künstlerische Freiheit, zu Lasten der optischer Komponente. Eigentlich hätte "Uomini e miti" ein gelungener Nostalgietrip werden können, so bleibt aus den oben angeführten Gründen, trotz einiger sehr schöner Momente, doch ein mehrfacher schaler Nachgeschmack. Schade, schade, schade.

Kristian Selm



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