CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
Nektar - Evolution
(61:27, Eclectic Discs, 2004)
Aber hallo, sie können es ja doch noch! Während das Nektar Comeback Album "The prodigal son" vor rund drei Jahren sich eher an der Nektar Musik der 80er orientierte und für meinen Geschmack einen recht lauen Aufguss von Melodic Rock und AOR auf dünnem Rockrentner Niveau bot, ist "Evolution" eine eindeutige Rückkehr in die 70er, auch wenn hier und da noch das Flair der 80er Jahre Alben durchscheint. Lag es an den erfolgreichen Aufritten, vor allem in Deutschland, die bei Nektar wieder das alte Feuer entfachten, oder wo mögen die Gründe zu finden sein, dass es die alten Herren wieder richtig krachen lassen? Mir soll es egal sein, denn mit "Evolution" ist Nektar wieder ein richtig gutes Album gelungen. Bereits auf dem Opener "Camouflage to white" klingen Nektar sinfonischer, progressiver, wie seit Mitte der 70er nicht mehr. Nach einem richtig proggigen Beginn, geht es weiter mit sinfonischem Rock / Progressive Rock der besseren Art. Zwar geht die musikalische Rückbesinnung nicht in dieser Ausrichtung weiter, doch selbst die balladesken, weicheren Momente, von denen es auch jede Menge auf diesem Album gibt, klingen endlich wieder überzeugend und nicht nur lustlos eingespielt. Dazu fährt man manch feines, euphorisch sich steigernde Gitarrensoli, fette Orgel- und variationsreich Keyboardsounds auf, untermauert von einem griffigen Unterbau der formidablen Rhythmustruppe. Vor allem die Ausrichtung auf mehr sinfonische Elemente tut diesem Album sichtlich gut. "Evolution" klingt auch deswegen richtig ehrlich und überzeugend, weil die Musik hörbar vom Herzen kommt und nicht mit Schielaugen auf den Geldbeutel des möglichen kommerziellen Erfolges entstand. Zwar sind Nektar Anno 2004 nicht auf dem Niveau der frühen Tage angelangt, mit "Evolution" ist ihnen jedoch ein ordentlicher Nachfolger ihrer Highlights aus den 70ern geglückt, der zwar auf Vergangenes baut, aber dies nicht nur halbgar aufkocht, sondern durch neue Gewürze als geschmackvolles Gericht serviert. Guten Appetit!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004