CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
Metamorfosi - Paradiso
(50:44, Progressivamente, 2004)
Gerade mal lächerliche 31(!) Jahre nach ihrem letzten Studioalbum "Inferno" kehren Metamorfosi mit einem neuen Werk zurück. Die 1971 in Rom gegründete Band veröffentlichte während ihres Bestehens gerade mal zwei Alben, wobei sie mit der Rockoper "Inferno" einen echten Klassiker im Italo Prog vorlegten. Mitte der 90er wurde die Band von Sänger Jimmy Spitaleri und Keyboarder Enrico Olivieri wieder exhumiert, vor allem um das bereits in den 70ern begonnene Werk "Paradiso" als inhaltliche Fortsetzung zu "Inferno" fertigzustellen und live aufzuführen. Stilistisch und inhaltlich hat sich bei "Paradiso" auf den ersten Blick nur recht wenig im Vergleich zu den 70ern verändert, denn wiederum handelt es sich um ein Konzeptwerk, aufgeteilt in 14 Titel, die eine Länge von knapp 1½ bis 6 Minuten aufweisen und fast alle übergangslos ineinander übergehen. Musikalisch sind Metamorfosi ebenfalls immer noch sehr deutlich in den 70ern verhaftet, auch wenn man klanglich, vor allen bei den Keyboards, einiges modern aufpeppt. Geblieben ist dafür die aufwühlende Achterbahnfahrt zwischen elegischen, sinfonischen, teils klassisch inspirierten Parts und sich fast schon überschlagender Emotionalität. Gerade die emotionale Komponente ist hauptsächlich Frontmann Jimmy Spitaleri zuzuschreiben, der mit stark übertriebenen Pathos, fast schon opernhaften Schmettergesang Metamorfosi unverkennbar seinen Stempel aufdrückt. Das mag in seiner bedeutungsschwangeren Art nicht nach jedermanns Geschmack sein, sorgt aber neben dem südeuropäischen Flair für ein unverkennbares Markenzeichen. Verschwunden ist dafür der dominierende Orgelsound, der in der Vergangenheit Metamorfosi ins ELP Fahrwasser drückte. Dennoch bestimmen die Tasten immer noch den Sound der Italiener, die Ablösung folgte hin zu Synthie- und Pianoklänge, hier und dort etwas zu zuckrig und arg synthetisch geraten, immerhin konnten sich doch noch einige Orgelpassagen einschleichen. Zudem wirken Metamorfosi anno 2004 nicht mehr ganz so sperrig, wie noch auf "Inferno", von langweiligen, glattgebügelten Arrangements sind die Italiener jedoch meilenweit entfernt, auch wenn sie manches mal doch sehr nahe am Banalen entlang wandern, der Bombast den wahren Gehalt ihrer Ideen zukleistert. Während einige Reunions von italienischen Bands in der Vergangenheit wie z.B. bei Osanna als völlig überflüssig und musikalisch nichtssagend abgehakt werden können, macht die Reaktivierung von Metamorfosi auch inhaltlich durchaus Sinn und beweist, dass die italienische Variante des Progressive Rocks noch immer vital am Leben ist.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004