CD Kritik Progressive Newsletter Nr.40 (06/2002)

Metamorfosi - Inferno
(40:10, Vinyl Magic, 1973)

Metamorfosi waren neben den drei bekanntesten Bands PFM, Banco und Le Orme ein weiterer Vertreter des italienischen Progressive Rocks der 70er Jahre. Nachdem das im Jahr 1972 erschienene Debüt "... E fu il sesto giorno" doch noch etwas unauffällig war, holten die Italiener gerade mal ein Jahr später zum großen Schlag aus und legten mit dem Album "Inferno" einen der weiteren Meilensteine des italienischen Progressive Rocks vor. Es handelt sich dabei um ein ambitioniertes Konzeptalbum, das sich thematisch an Dantes "Göttliche Komödie" (Divina Commedia) anlehnt. In diesem christlich-allegorischen Lehrgedicht wird der Weg der sündigen Seele durch die Hölle (Inferno) über den Berg der Läuterung zum Paradies dargestellt. Wie jetzt angesichts dieses Konzeptes zu erwarten ist, setzen Metamorfosi diese Thematik in ihrer ganzen Dramatik äußerst effektvoll um. Prägendes Element des Sounds der Italiener ist dabei der kraftvolle Gesang des Frontmannes Jimmy Spitaleri. Voller Pathos und in beschwörender Manier Manier trägt er die düsteren Texte vor. Dazu gesellt sich das damals zur Verfügung stehende analoge Tastenarsenal. Keyboarder Enrico Olivieri erzeugt dabei eine Dramatik, die ihresgleichen sucht. Mit kaum zu überbietender Intensität bearbeitet er dabei seinen Moog. Schon der Opener "Introduzione / Selva Oscura" enthält die bereits besagten charakteristischen Elemente. Nach der kraftvoll vorgetragenen Gesangseinleitung bricht ein wahres Klanggewitter aus. Dies wird dabei von der sehr präzise agierenden Rhythmussektion unterstützt. Die Tastendominanz ist nahezu erschlagend, was hier jedoch positiv zu verstehen ist. Eine gewisse Seelenverwandtschaft mit ELP liegt da natürlich auf der Hand und kann auch nicht geleugnet werden. Dennoch besitzen die Kompositionen von Metamorfosi ein großes Maß an Eigenständigkeit. Dem Kenner der italienischen Szene der 70er Jahre seien als vergleichbare Band die Landsleute Il Balletto Di Bronzo genannt, wobei deren Brillanz um Nuancen verfehlt wird. Im weiteren Verlauf verstehen es Metamorfosi auch gekonnt, mal das Tempo herauszunehmen und atmosphärische Parts einzustreuen. Neben dem Moog kommen auch Hammondorgel und Cembalo zum Einsatz. Dabei wird besonders im getragenen Mittelteil eine teils bedrohliche Atmosphäre erzeugt. Insgesamt können Metamorfosi den Liebhabern des von Keyboards dominierten Progressive Rocks empfohlen werden. Wer die italienische Szene bereits für sich entdeckt hat, wird unweigerlich auch im Fall von "Inferno" zugreifen. Wie bei so vielen Bands dieser Periode geht dabei der empfehlenswerte progressive Output nicht über diese Veröffentlichung hinaus, da sich Metamorfosi wie so viele Zeitgenossen schon bald nach der Veröffentlichung eines wahren Paukenschlages auflösten.

Horst Straske



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