CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
Happy The Man - The muse awakens
(56:01. InsideOut, 2004)
Die endlose Geschichte um die Veröffentlichung eines neuen Happy The Man Albums hat nun endlich ein gutes Ende gefunden. Seit den Reunion-Gerüchten in den 90ern und der triumphalen Rückkehr der Band als Headliner vom Nearfest Festival 2000, kursierten immer wieder neue Nachrichten über den aktuellen Stand eines neues Studioalbums. Einige Jahre, mehrfache Labelverhandlungen und diverse Wechsel am Schlagzeug später, liegt nun endlich "The muse awakens" vor. Happy The Man gehörten in den 70ern zu den wichtigsten amerikanische Progbands. Und dies obwohl ihnen, trotz eines Vertrages beim Major Arista, nie der große Durchbruch gelungen war und man nach lediglich zwei offiziellen Alben "Happy The Man" (1977) und "Crafty hands" (1978) (denen in den 90ern noch diverse CDs mit Raritäten- und Livematerial folgen sollten) wieder getrennte Wege ging. Ihr verspielter, meist instrumentaler Progressive Rock verband in sich auf lockere, leichtfüßige Weise jazz-rockige Canterbury Elemente, wobei vor allem die diversen Keyboardsounds von Kit Watkins, sowie Saxophon und Holzblasinstrumente, beigesteuert vom Multi-Instrumentalisten Frank Wyatt, für den typischen, eigenständigen Sound der Band verantwortlich waren. Kit Watkins wollte leider nicht mehr live auftreten, weswegen er im aktuellen Line-Up von Happy The Man fehlt. Mit David Rosenthal, der bereits für so unterschiedliche Künstler / Bands wie Rainbow, Billy Joel oder Robert Palmer in die Tasten griff, aber von je her ein großer Happy The Man Fan war, hat man einen mehr als adäquaten Ersatz gefunden. Die mehrfach vakante Stelle hinter der Schießbude wurde mittlerweile mit Joe Bergamini besetzt. Daneben sorgen die drei Band Ur-Gesteine Stan Whitaker (Gitarre, Gesang), Rick Kennell (Bass) und eben Frank Wyatt für mehr als nur ein namentliches Wiederaufleben des Namens Happy The Man. Doch wie präsentieren sich Happy The Man nun musikalisch anno 2004? Bereits einige neue, recht vielversprechende Titel spielten sie im Rahmen ihres Reunion Gigs auf dem Nearfest, die man auch auf diesem Album wiederfindet. Eines fällt gleich positiv auf: von Sound und Spiel erinnert noch viel an die beiden ersten Happy The Man Alben, mit "Contemporary insanity" hat man zudem einen Opener am Start, der einen perfekten Brückenschlag zur Vergangenheit bildet und prächtig das Happy The Man Feeling transportiert. Leider erreichen nicht alle Songs dieses grandiose Niveau bzw. lassen sich mit den 70ern messen. Mitunter wirkt die Musik etwas gesetzter, zurückgenommener, ohne die Verspieltheit von früher - könnte natürlich mit dem ebenfalls gesetzten Alter der Musiker zusammenhängen - letztendlich bewegt sich das Album aber auf einem sehr hohen Niveau. So namentlich passende Titel wie "Stepping through time" führen eines der Flagschiffe des amerikanischen Progs der 70er wieder auf den rechten Weg. "The muse awkens" erreicht zwar im Gesamteindruck nicht die Klasse der eigenen Klassiker, sorgt trotzdem für ein deutliches Aufhorchen und ist insgesamt ein wirklich sehr feines Album, der lockeren jazz-rockigen, progressiven Art. Stan Whitaker hat bereits angedeutet, dass diese Album keine einmalige Wiederkehr sein soll: "Es wird garantiert keine 25 Jahre dauern, bis wir das nächste mal von uns hören lassen". Wir sind gespannt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004