CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)

Far Corner - Far Corner
(71:00, Cuneiform, 2004)

Far Corner nennt sich ein neues Ensemble aus dem musikalischen Dunstkreis des Chamber Rocks, die von ihrem Ansatz moderne, rein instrumentale Kammermusik mit Jazz und schrägen Progressive Rock verbinden. Doch entgegen anderer ähnlich agierender Bands, wie z.B. Univers Zero, sind Far Corner einen Funken rockiger, energetischer, was wohl hauptsächlich mit dem amerikanischen Ursprung der Band zusammenhängt. Sie arbeiten nicht unbedingt mit subtiler Düsternis, sondern wesentlich direkter. So ist die Musik von Far Corner zum Großteil komplett durchkomponiert, eine knapp 20-minütige Live-Improvisation im Studio zeigt aber auch die ganz andere Seite des Ensembles. Hinter der Band steckt als Hauptkomponist der Tastenkünstler Dan Maske, der sich seit seinem Soloeskapaden, die an dieser Stelle vor mehr als sechs Jahren besprochen wurden ("The age of balance"), zum Glück erheblich weiterentwickelt hat. Zu Gute kommen ihm dabei auch seine Mitmusiker, denn Cellistin Angela Schmidt, Percussionist / Schlagzeuger Craig Walkner und Bassist William Kopecky (u.a. mit seinem Bruder in der Formation Kopecky aktiv, aber inzwischen auch Viersaiten Artist beim Pär Lindh Project), weben ein dichtes Geflecht aus nicht alltäglichen Rhythmen, klassischem Freistil und kräftigem Rock / Progressive Rock. Dennoch sprechen die 10 Titel auf dem namenlosen Erstling eher den Kopf, denn den Bauch an. Hier wurde einiges an verschachtelt ausgedachter Verwirrtheit, aber auch mit klarem Verstand Ersinntes in erstaunlicher Kompromisslosigkeit und Virtuosität auf CD gebannt - nicht immer leichte Kost. Far Corner erreichen vor allen in jenen Momenten, wo es mal etwas härter zur Sache geht (selbst das Cello wird an manchen Stellen in verzerrter Spielweise malträtiert), in jenen Momenten, wo das Cello gegen das Tasteninstrumentarium (Orgel, Klavier) ankämpfen muss, eine fesselnde Geschlossenheit. Insgesamt gelingt ihnen aber noch nicht die mitreißende Faszination ihrer Musikantengenossen des Chamber Rock Genres - dennoch: ein guter und beachtenswerter Anfang ist getan.

Kristian Selm



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