CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)

White Willow - Storm season
(47:22, The Laser's Edge, 2004)

Erst hört man jahrlang nichts von einer Band, dann erscheinen innerhalb kürzester Zeit sowohl ein neues Studioalbum von White Willow, wie einen auch gleich noch die ehemalige Sängerin dieser Band mit einem Soloalbum beglückt. Jetzt soll hier kein Wettbewerb stattfinden, wer denn nun die besseren White Willow sind, ist doch der Ansatz beider Künstler bzw. Interpreten ein völlig anderer. Während sich Tirill Mohn vor allem auf ihre skandinavischen Folkwurzeln besinnt, ist der Proganteil bei White Willow doch wesentlich höher. Zwar ist auch hier die Folklore aus dem hohen Norden unverkennbarer Bestandteil des Ensembles, doch düsterer melancholischer Prog aus den Land der Fjorde und Elche setzt sich immer wieder aufs Neue in Szene. Fehlte es den früheren White Willow Alben oftmals an der Balance zwischen meist sehr ruhigen Passagen und mehr sinfonischen Material, so schien erstmals auf dem 2000er Vorgänger "Sacrament" die Mischung richtig gelungen. Und genau auf dieses Rezept setzt "Storm season" auf. Zwar finden sich immer noch einige besinnliche Moment auf diesem Album, doch der Prog Anteil wurde wesentlich ausgiebiger ausgereizt und mit den folkigen Parts verschmolzen. "Storm season" lässt zwar keine wirklichen Sturm aufkommen, doch nie klangen White Willow expressiver, härter, ausladender, proggiger, wie auf ihrem aktuellen Album. Zum Teil mag dies auch mit den Umbesetzungen in der Band zusammenhängen, denn mittlerweile hat man mit ex-Cybele Bassistin Marthe Walthinsen und dem Wobbler Keyboarder Lars Fredrik Froislie wieder mal zwei Neuzugänge an Bord, die sich deutlich - vor allem Letzterer mit jeder Menge analoger Sounds, wie z.B. das allseits beliebte Tasteninstrument mit dem großen M - bemerkbar machen. "Storm season" setzt zum einen die White Willow Tradition fort, führt sie jedoch in wesentlich unruhigeres Gewässer, was diesem Album sichtlich gut tut. Ein Werk für die typisch nordeuropäischen Momente des Lebens.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2004