CD Kritik Progressive Newsletter Nr.32 (10/2000)

White Willow - Sacrament
(48:03, The Laser's Edge, 2000)

In den im letzten Heft vorgestellten "The Billboard Guide To Progressive Music" wurden White Willow als eine der signifikantesten Gruppen der 90er bezeichnet und mit ihrem Debüt "Ignis Fatuus" in die Top 100 aller jemals erschienenen Veröffentlichungen dieser Musiksparte aufgenommen. Nach ihrem zweiten Werk "Ex tenebris" kehren die Norwegen nach zweijähriger Schaffenspause nun mit "Sacrament" wieder auf die Bildfläche zurück. Waren die bisherigen Alben der Band um das musikalische Mastermind Jacob Holm-Lupo vor allem von ruhigen, fast schon folkigen Parts durchzogen, so ist das dritte Album wesentlich mehr von elektrischen Instrumenten geprägt, wie auch die Grundausrichtung eine Spur härter und kantiger als noch auf den Vorgängern ist. Das soll jetzt nicht heißen, das es sich um ein aggressives Album handelt, White Willow haben es vielmehr geschafft, eine Balance zwischen ruhigen und dynamischen Parts zu schaffen. Über weite Strecken gibt es immer noch den typisch mystischen Sound, der aus Folk und Klassik seine Inspiration zieht und vor allem durch die glasklare Stimme von Sängerin Sylvia Erichesen seinen unverkennbaren Stempel aufgedrückt bekommt. Von Anfang an ist klar, das so ein Album nur aus dem Norden Europas kommen kann, denn Melancholie und Traurigkeit sind die prägenden Wesenszüge vieler skandinavischer Bands aus dem Progressive Rock Bereich und so leugnen auch White Willow ihren Ursprung. Mit dynamischen Wechseln - Flöte, Keyboards und Gitarre treten hier besonders in den Vordergrund - gelingt es eine faszinierende Symbiose aus alt und neu zu schaffen. Die Klänge und Sounds der 70er wurden mit modernen Klangschnipseln angereichert, wobei aber die eindeutigen Wurzeln sicherlich im Progressive Rock und Folk zu finden sind. "Sacrament" ist das bisher ausgereifteste Album von White Willow. Ein Ausflug in die kälteren Regionen des europäischen Kontinents, der einen keinesfalls kalt lässt, wenn es auch an manchen Stellen, für den einen oder anderen vielleicht zu ruhig zur Sache geht.

Kristian Selm



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