CD Kritik Progressive Newsletter Nr.50 (12/2004)
The Use Of Ashes - Ice 67
(44:40, Suburban, 2004)
Schon gemein, wenn die Wunden der Vergangenheit noch nicht ganz vernarbt sind. Die erste Begegnung mit The Use Of Ashes hatte ich vor rund 8 Jahren, als sie mir mit ihrem 96er Album "Firetree" zu Ohren kamen und nicht gerade einen bleibenden, keineswegs begeisternden Eindruck hinterließen. Doch es kam noch schlimmer. Bei einem Auftritt anno 1997 im Vorprogramm von Porcupine Tree durften die Holländer den Aufwärmer spielen und selten hat mich eine Vorband aufgrund ihrer inhaltlichen Langweiligkeit und mangelnder Ausstrahlung so schnell aus dem Konzertsaal gejagt. Aus diesen Gründen hat die Wiederkehr des Namens The Use Of Ashes erst einmal wenig innere Aufregung und eine sehr eingeschränkte Erwartungshaltung ausgelöst. Doch gerade, wenn man nichts erwartet, kann man manches mal um so positiver überrascht werden. "Ice 67" baut zwar sehr viel auf Elektronisches und erinnert in seiner Monotonie des öfteren an Krautrockbands im Stil von Can oder die frühen Kraftwerk bzw. kann mit leichteren Anleihen bei moderneren New Artrock Bands aufwarten. Doch sorgen vor allem verfremdeter Gesang und analog aufbereitete Keyboardklänge für den richtigen Wohlklang. Die fragilen, schwebenden modernen Psychedelic Klänge wirken vor allem durch ihren Minimalismus, was besonders beim ausgezeichneten Opener "The second flowerman" prächtig gelingt, etwas elektronischer beim folgenden "Northstar" seine Fortsetzung findet. Doch leider hält die erste Freude nur kurz an, denn schon bald verschanzt sich die Band wieder hinter experimentellen Klangexkursionen, kommen die spartanischen, spacig-psychedelischen Songs eine Spur zu kraftlos aus den Starlöchern. So sorgen neben den Soundexperimenten, gegen später die "richtigen" Songs durchaus zwar für angenehme Stimmungen, dennoch wirken The Use of Ashes manches mal eine Spur zu verschlafen, zu träge. Richtig stark ist die niederländische Formation immer dann, wenn sie hypnotische Elektronik-Gitarrenmuster erspinnt und sich rhythmisch treiben lässt. Gute Ansätze, das persönliche Gesamtbild wieder erheblich aufgebessert, na ja, vielleicht klappt es ja beim nächsten mal mit noch durchschlagender Begeisterung. Wer's ruhig melancholisch und elektronisch mag, darf gerne mal ein Ohr riskieren.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004