CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)
Saens - Prophets in a statistical world
(73:27, Cyclops, 2004)
Nun liegt es also vor, der Nachfolger zum 2001er Album "Escaping from the hands of god" aus dem Hause Cyclops, welches in den Neo Prog-Kreisen einiges an Euphorie auslöste. Und dies wird sich wohl auch mit dieser Veröffentlichung kaum ändern, denn hier bekommen die Neo Prog Fans wieder genügend Futter geboten. Doch bevor wir zum musikalischen Teil kommen, vielleicht erst mal ein paar Worte zu der mit sehr viel Aufwand gestalteten Story der CD. Inspiriert durch die Buchklassiker von George Orwell - 1984, Aldous Huxley - Brave New World, H.G. Wells - Time Machine, und Ira Levin - This perfect day, teilweise bereits vor mehr als 50 Jahren geschrieben, handelt eben auch das Konzeptalbum der Franzosen über die düsteren Fantasien und Zukunftsvisionen der Autoren, mit einem beklemmenden Wirklichkeitsbezug. Sei es nun das erschreckende Bild eines totalitären Staatssystem mit Bevölkerungskontrolle oder einer durchorganisierter Tyrannei. Dabei hat man die CD in zwei Parts mit jeweiligen Untertiteln aufgeteilt, bei Part A "Dystopian dream" wird mehr auf die Inhalte und Visionen der Autoren eingegangen, im Part B "Prophet in a statistical world" mehr die eigene Sichtweisen und Gedanken mit verarbeitet. Diese Thematik wird dann auch recht ansprechend und passend ins musikalische umgesetzt. Jedoch bleiben Saens Ihren eingeschlagenen Stil, des klassischen Neo Prog des Vorgängeralbums weiterhin treu. So liegt das Hauptaugenmerk der fünf Musiker auf ausgedehnte atmosphärische Instrumentalpassagen, angereichert mit einigem an Bombast, stilistischen Wendungen, und technischer Versiertheit. Im Vordergrund stehen schöne Keyboardteppiche sowie jede Menge singende Gitarrenläufe, Bass und Schlagzeug agieren dagegen nur als reines Bindeglied. Phasenweise erinnern mich manche Klangcollagen sehr stark an die Band Arena, und klar dann natürlich auch an Marillion. Dazu gesellen sich dann noch recht interessante klassische und folkige Momente wie z.B. Chorgesänge, Mandoline, 12-String-Gitarre, Harfe und sonstige Samples-Effekte. So gelingt es auch das Album spannend und abwechslungsreich zu gestalten, auch wenn gegen Ende die Arrangements etwas langatmig daher kommen. Die Textzeile "Statistical world" bekommt man zum Beispiel in den letzten 15 Minuten ständig um die Ohren gehauen, und dass nervt natürlich ungemein. Größter Minuspunkt ist jedoch der englische Gesang von Pascal Bouquillard, der zumindest in den höheren Passagen zu sehr gedrückt und aufgesetzt wirkt, auch könnte der mehrstimmige Gesang teils mit weiblicher Unterstützung etwas transparenter klingen. Trotzdem ist das Gesamtbild durchaus positiv, so dass alle Neo Prog-Puristen sich auf diese Zeitreise freuen dürfen.
Andreas Kiefer
© Progressive Newsletter 2004