CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)

The Red Masque - Feathers for flesh
(54:32, Big Balloon Music, 2004)

Bereits mit ihrem 2002er Debüt "Victoria and the Haruspex" legten The Red Masque nicht gerade einfache Kost vor. Stilistisch sehr weit gefächert wurde der Hörer mit einem fordernden Mix aus Soundscapes, Avantgarde und Prog mächtig gefordert. Genauso geht es auf "Feathers for flesh" weiter, wo bereits der mit Stimmengeflüster und nur experimenteller Untermalung versehene Opener "House of Ash" recht gewöhnungsbedürftig beginnt. Doch noch etwas mehr als 3 Minuten knallt einem grooviger Progressive Rock entgegen, grob irgendwo zwischen King Crimson, Zeuhl und R.I.O. angesiedelt. Danach folgt eine sakrale Passage mit Orgel und Kirchgesang, bevor das Stück in expressiven, wuchtigen, aber auch schrägen Progressive Rock gipfelt. Und fast genauso funktioniert auch der Rest des Albums. The Red Masque stopfen einfach alles was ihnen zwischen die Finger und Stimmen kommt in einen Topf. Das Endresultat ist nicht unbedingt einfach bzw. für jeden genießbar, hat aber jede Menge Würze und einen wunderbaren Nachgeschmack. Hier wird das Adjektiv "progressiv" mal wieder eher wörtlich benützt, denn diese abenteuerliche Mischung setzt sich konsequent über eingefahrene Hörgewohnheiten hinweg, auch wenn die einzelnen Versatzstücke meist auf 70s Tradition fußen. Ein anderer Kritiker erfand dafür den Begriff "Nu Progressive". Hier bleibt nichts vorausschaubar, dennoch bekommt man in mächtiger Power einiges um die Ohren geblasen, was den aufgeschlossenen Hörer begeistert. Schräge, brüchige Passagen wechseln ab mit fragilen Melodien, experimentelles steht gleichberechtigt neben konventionellem. Für "Feathers for flesh" gilt, dass man diesem von der Grundtendenz recht düsteren Album Zeit geben muss, sich die Musik keineswegs sofort erschließt. Mit der nötigen Belastbarkeit und hörtechnischen Einsatz wird man dafür mit einem äußerst vielschichtigen Hörerlebnis belohnt. Soundbeispiele und jede Menge begeisterte Kritiken findet man übrigens auf der bandeigenen Webpage, so dass sich jeder seine eigenen Meinung über dieses außergewöhnliche Werk bilden kann.

Kristian Selm



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