CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)
Scott Mosher - Inferno
(61:32, The Ambient Mind, 2004)
Bei seinem letzten Werk "Virtuality" vertraute der Soundtüftler und Multi-Instrumentalist Scott Mosher vor allem seiner eigenen Kunst, beim Nachfolger "Inferno" gesteht er den bereits beim Vorgänger anwesenden Sänger / Gitarristen Todd Corsa im heimischen Bastelstudio doch wesentlich mehr Einfluss zu. Netter Grundgedanke, doch es knirscht bei der Umsetzung doch einige Male kräftig im Gebälk, denn Todd Corsa ist nicht gerade ein Gigant am Mikrofon. Leider leiert und eiert seine Stimme doch einige Male an den Tönen vorbei, eigenartig eigentlich, denn z.B. bei anderen Titeln beweist er, dass er durchaus ordentlich die Melodien intonieren kann. Doch ist dies nicht der einzige Makel, mit dem man sich auf "Inferno" anfreunden muss. Wie bei vielen Multi-Instrumentalisten üblich, greift auch Scott Mosher auf den programmierten Rhythmusknecht zurück und dieser trommelt doch einige male sehr technisch und klanglich äußerst synthetisch die ihm eingespeisten Takte. Doch bevor hier alle desillusioniert und gelangweilt zur nächsten Kritik eilen: Halt! "Inferno" beweist vor allem im zweiten Teil des Albums, dass man auch zu zweit durchaus spannende Musik im Dunstkreis melodischer, härterer Neo Prog im Zusammenspiel mit Ambient Elementen und spacigen Sounds auf die Beine stellen kann. Vor allem das bombastische, über elfminütige "The world fades to gray" löst jenes Versprechen ein, welches zuvor nur unlänglich gehalten werden konnte. Zwar bekommt man im ersten Teil des Albums manch treibenden Rhythmus und atmosphärische Parts geboten, doch irgendwie machen Stimme und Steckdosen Rhythmus einiges kaputt, wirkt einiges in der Umsetzung noch zu hölzern, erst gegen Ende funktioniert das Zusammenspiel zur allgemeinen Zufriedenheit. Besonders, wenn die düstere, bedrohliche Stimmung, wie ein Soundtrack zu einem John Carpenter Horrorfilm aus den Boxen drängt, wirkt der Gesamteindruck stimmig. Andere Highlights sind die elegischen Gitarrensoli, die ganz in neo-progressiver Tradition gehalten sind und jubilierend in immer neue Höhen aufsteigen. Als Resümee bleibt damit leider ein zwiespältiger Eindruck zurück, der dennoch mehr Positives, als Negatives auf seine Seite zieht. Vielleicht gibt's ja beim nächsten Mal wieder eine Steigerung.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004