CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)

Flying Circus- Pomp
(71:17, Privatpressung, 2004)

Auch wenn als Albumtitel des neuen Flying Circus "Pomp" gewählt wurde, muss man keine Angst haben, dass sich die Band von ihrem "Hard Prog" Stil, der irgendwo zwischen Hard und Progressive Rock wohl austariert ist, entfernt hat. Wiederum liegen die Wurzeln deutlich in den 70ern, mal mehr rockend, mal mehr sinfonisch, aber niemals pompös auf ein inhaltliches Nichts aufgeblasen. Da blieb die Band aus Nordrhein-Westfalen doch eher ihren bodenständigen, mehr erdigen Wurzeln treu, ohne jetzt irgendwie angestaubt oder altbacken daherzukommen. Sänger Michael Dorp betrachtet das Album als "gewaltigen Schritt nach vorne", wobei "Pomp" nicht unbedingt sofort beim ersten Hördurchgang zündet bzw. voll rein haut. Flying Circus kommen dieses mal etwas verspielter, zurückgenommener, aber auch nachdenklicher, besinnlicher in die Gänge, erschlagen einen aber auch keineswegs mit die Gehörgänge zubetonierender Komplexität. Die insgesamt 11 Titel sind trotz teilweise 7 bis 8-minütiger Songlänge eher songdienlich ausgerichtet, die Soloparts oder Ausschmückungen sind geschmackvoll in die Struktur eingebettet. Wie bereits bei den Vorgängern kommt einen immer wieder der Vergleich mit Rush aus den frühen 70ern in den Sinn, was nicht nur an der Stimmlage von Michael Dorp liegt. Doch Flying Circus klingen über weite Strecken zweifellos eigenständig und selbstsicher genug, um sich von diesem Vergleich spielerisch befreien zu können. Man findet auf "Pomp" auch die bereits beim Vorgänger "Out of the wasteland" verwendeten akustischen Momente wieder, die Keyboards werden ebenfalls meist als lyrische, sich nicht nach vorne drängende Unterstützung eingesetzt. Noch weiter wurde das Spiel mit Atmosphäre und Stimmungen verfeinert, wie z.B. beim bedrohlich anschwellenden "The lost" oder dem mit einer prächtigen Melodielinie und Solopart versehenen "Shine on". Als kleiner Kritikpunkt bleibt lediglich anzuführen, dass hier und da Flying Circus leicht hausbacken agieren, sie zwar trotz guter Einfälle vorausschaubar bleiben. Jedoch kann man dies jeweils als Vor- oder Nachteil auslegen, letztendlich merkt man diesem Album an, dass hier sehr viel Liebe und Zeit in die Aufnahmen gesteckt wurde, das Album auch den Test des mehrmaligen Anhörens problemlos besteht. "Pomp" setzt konsequent die Historie der qualitativ guten Veröffentlichungen von Flying Circus fort. Leider hat die Band momentan kein passendes Label gefunden, so dass die CD nur über die bandeigene Webseite www.flying-circus.com zu beziehen ist, wie man auch dort weitere ausgiebige Infos zur Band findet.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2004