CD Kritik Progressive Newsletter Nr.33 (12/2000)
Flying Circus - Out of the wasteland
(66:44, Early Birds, 2000)
Drei Jahre nach dem Debüt "Seasons" legen Flying Circus mit "Out of the wasteland" einen vielversprechenden Nachfolger hinterher. Die Band aus Grevenbroich ist ihrem selbstbetitelten Stil "HardProg" nicht nur treu geblieben, sie haben ihn noch mehr verfeinert und ausgebaut. "Out of the wasteland" klingt wesentlich progressiver und komplexer, ohne auf das bewusst auf 70er getrimmte Klangbild zu verzichten, ohne zu überladen den Hörer zu rücksichtslos zu überfahren. Die Band entschuldigt sich richtig goldig für ihren antiken Sound (Zitat aus der Presseinfo: "Flying Circus klingen altmodisch. Geschliffene Sterilität wird vermieden und ersetzt durch einen Sound, der Wert legt auf Wärme und Ursprünglichkeit."), doch wäre so viel Selbstkritik gar nicht notwendig gewesen, denn Flying Circus klingen dadurch nicht nur authentisch, Sound und Musik passen auf diese Weise einfach perfekt zusammen. Dazu kommt noch ausgereiftes Zusammenspiel, die gekonnte Abwechslung aus dynamischen und mehr atmosphärischen Passagen. Selbst kleinere Folkanleihen fügen sich überaus harmonisch ein. Vergleiche zu ziehen ist immer etwas unfair, da doch jede Band an ihrer eigenen Identität feilt, doch bei Flying Circus erinnert einiges an die frühen Rush. Zum einen hat der sehr gute Sänger Michael Dorp eine Stimmlage, die mehrfach an Geddy Lee erinnert, zum anderen klingen manche Arrangements und Stimmungen ziemlich dem kanadischen Trio entliehen. Weitere durchscheinende Einflüsse sind Led Zeppelin, deren akustische Seite sich stellenweise wiederspiegelt. Doch genug der Vergleiche, es sind vor allem die weit ausladenden Instrumentalpassagen, die die innere Spannung schüren und für manch überraschende Wendung sorgen, die Flying Circus doch unheimlich eigenständig wirken lassen. Mit dem richtigen Druck nach vorne, aber genauso dem Raum einen Song erst langsam zu entwickeln, immer mehr steigern zu lassen, beweist die Band ebenfalls ihre kompositorische Fähigkeit. Eine gewollte Reise zurück in die 70er, die nicht nur Hard Rock und Progressive Rock vereint, sondern ihn lebendig wieder auf CD und Bühne neu definiert.
Kristian Selm
Kontakt: Markus Erren, Orkener Str.31, 41515 Grevenbroich, Teil: 02181 / 61183
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