CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)
Circles End - Hang on to that kite
(42:17, Karisma Records, 2004)
Vor drei Jahren fand das CD Debüt "In dialogue with the moon" von Circles End bereits Erwähnung in dieser Gazette, dem Nachfolger "Hang on to that kite" ist das gleiche Glück beschert. Die Norweger sind in vieler Hinsicht ihrem Stil und einigen prägnanten Merkmalen treu geblieben, ein Wiedererkennungseffekt ist also garantiert. Das fängt an bei der markanten, leicht verschlafen wirkenden Stimme des Frontmanns Karl Riis Jacobsen, geht weiter bei der Stilistik, bei der verspielter, rhythmisch hüpfender, leicht traurig wirkender Progressive Rock im Vordergrund steht und endet bei eher kurzen Songstrukturen, die meist in 4-5 Minuten konzentriert das packen, wozu andere Bands ausschweifende, nicht selten inhaltsleere Langatmigkeit benötigen. Dennoch tritt auch bei diesem Album wieder eine Manko zu Tage, welches man bereits vom Erstlingswerk kennt. Die Musik von Circles End wirkt keineswegs spektakulär, kommt keineswegs sonderlich komplex oder sofort mitreißend daher. Die spröde Lässigkeit, das Weglassen von nachhaltig einprägsamen Melodien, hinterlässt im Gesamteindruck so etwas wie gepflegte Gleichgültigkeit, nicht unbedingt überschäumende Begeisterung. Aber die unterschwellige, eher versteckte Stärke liegt bei Circles End beim mehrfachen Durchhören. Langsam entwickelt der leicht abweisende Charme der Kompositionen sein Eigenleben, beginnen sich die Ideen ihren eigenen Freiraum zu suchen, kann das Spiel aus prägnanten Gitarrenlinien, flächigen Orgel und Fender Rhodessounds, sowie gelegentlichem Saxophonmomenten entfalten. Die Stärke der Band liegt vor allem im Instrumentalbereich. Sowohl das von einer treibende, etwas crimsonesken Gitarre vorangetriebene Instrumental "At shore", wie auch andere Instrumentalinteraktion offenbaren erst die ganze Magie von Circles End. Das Sextett greift nicht unbedingt auf die üblichen Verdächtigen der Vergangenheit zurück, sondern ihr eher lässiger, sehr viel auf Groove vertrauende Progressive Rock entleiht sich seine Ideen schon mal bei leichtem Latin Versatzstücken, wechselt bisweilen herüber in jazz-rockige Gefilde. Circles End werden aber es aber dennoch nicht ganz einfach haben. Ihnen fehlt einfach der sofort überspringende Funke, der ihnen mehr Käufer und Zuhörer bescheren könnte. Schade eigentlich, denn "Hang on to that kite" ist nämlich ein richtig gutes Zweitwerk, aber die Konkurrenz ist leider verdammt groß.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004