CD Kritik Progressive Newsletter Nr.36 (07/2001)

Circles End - In dialogue with the moon
(46:11, Privatpressung, 2001)

Hoppla, da legt aber eine Band gleich richtig vielversprechend los! Heftig, düster, kraftvoll - typisch skandinavisch eben. Doch diese mal kommt die Mucke nicht aus Schweden, ausnahmsweise ist mal der westliche Nachbar, sprich Norwegen, an der Reihe. Aus der Stadt mit meinem Vornamen und dem Produkt, dass das Meer aus jahrelanger Arbeit an Muscheln und Steinen entstehen lässt (Rätsels Lösung, es geht hier um Kristiansand) kommt eine hoffnungsvolle, junge Band, die ihren Stil ganz schlicht und ohne Umschweife als Progressive Rock tituliert. Gut, ganz so einfach ist es dann doch nicht, denn Circles End schaffen es komplexes, stimmungsvolles aus den 70er mit zeitgemäßen Alternative Rock zu vereinen, verfeinert durch eine Spur Jazz und Fusion. Die Grundstimmung ist traurig, melancholisch, aber nicht depressiv, die Themen werden vor allem von den beiden Gitarristen in verschiedenster Spielweise vorangetrieben. Ob Bottleneck, Ebow, Spanische Gitarre oder als Gast auch eine Violinist, es sind die Saiten, die der Musik sowohl Druck, als auch Ruhe verleihen. Dazu der zwar etwas zurückhaltende, nicht überragende, aber dennoch ins Gesamtkonzept passende Gesang von Karl Riis Jacobsen ergänzt um sparsam, aber effektiv akzentuierten Rhythmus. Immer in jenen Momenten, wo die Band in scheinbar ruhigen Gewässer angekommen ist, sich dem Rock zuwendet, nimmt sie noch schnell eine Stromschnelle, einen Umweg in Kauf, um dennoch wohlbehalten am Ziel anzukommen. Der Reiz von "In dialogue with the moon" steckt in den Widersprüchen, den Emotionen, der stillen Traurigkeit. Zwar erreichen die Norweger nicht die Klasse der vom Konzept her ähnlich agierender Bands wie z.B. Anekdoten oder White Willow, ein gutes Album ist ihnen aber mit ihrem zweiten offiziellen Release zweifellos gelungen, auch wenn ihnen im Verlauf des Longplayers leicht die Luft ausgeht. Alles in allem aber ein prima Album für die skandinavischen Momente des Lebens.

Kristian Selm



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