CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)

Cast - Nimbus
(79:05, Mylodon Records, 2004)

Die Fans von Cast brauchen wirklich einen gut gefüllten Geldbeutel. Vor etwas mehr als 8 Monaten erschien erst das sehr gute Doppelalbum "Al-bandaluz", schon folgt zum 25-jährigen Bandjubiläum ein weiteres Studiowerk, welches die Länge einer CD bis zum Maximum ausreizt. Wirklich erstaunlich woher nur dieser übersprudelnde Ideenreichtum kommt, bei gleichzeitig gleichbleibender, teils sogar ansteigender musikalischer Qualität. Vor allem, wenn man bedenkt, dass es sich hier um Hobbymusiker handelt, die noch so ganz nebenbei inzwischen schon achtmal das prestigeträchtige BajaProg Festival in Mexicali auf die Beine stellten. Die Mexikaner bleiben auch auf ihrem x-ten Werk ihrem typisch sinfonischen Progressive Rock Stil treu, jedoch macht sich die Blutauffrischung durch die bereits auf dem letzten Album vertretenen neuen Bandmitglieder äußerst positiv bemerkbar. Die Band versprüht positive, wenn auch mit einem ernsten Anstrich versehene Lebensfreude, fundiert sich aber gleichzeitig meist im sinfonischen, den 70er Jahren angelehnten Prog Bereich, mit gelegentlichen klassischen bzw. folkloristischen Momenten. Schien bisher als Inspirationsquelle vor allem Genesis durch, so sind Cast über die Jahre um einiges eigenständiger, aber auch experimentierfreudiger und komplexer geworden, wobei vor allem Keyboarder Alfonso Vidales die solistische Führungsrolle übernimmt. Als weiteres lebendiges Element sorgt José Torres inzwischen nicht nur für Flötentöne, sondern erweitert zusätzlich mit Saxophon und Klarinette die Klangbreite. Zu mehr Authentizität führt die Tatsache, dass die Band sich inzwischen zu dem lobenswerten Entschluss durchgerungen hat, den Gesang komplett in spanisch zu halten - lediglich ein Titel auf "Nimbus" ist noch mit englischem Text versehen. Doch das Hauptaugenmerk liegt bei der Band aus Nordmexiko im instrumentalen Bereich, wo sie ein weites Spektrum von ruhigen, intimen Momenten bis hin zu überschäumenden, verschachtelten Bombast abliefert, der auch vor Tempoverschärfungen und einer gesunden Portion Härte nicht zurückschreckt. Einzig die wieder mal recht lange Spielzeit dieses Cast-Albums lässt dem Zuhörer nur sehr wenig Raum zum Atmen und hätte durchaus einige Kürzungen vertragen. Wie schon "Al-bandaluz", kann auch "Nimbus" als guter Einstieg in die lateinamerikanische Welt des Progressive Rocks empfohlen werden. Großer Vorteil bei Cast: trotz spanischem Gesang, findet man im instrumentalen Bereich viele bekannte Elemente wieder, die man vor allem von europäischen Bands kennt.

Kristian Selm



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