CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)
Stereokimono - Primosfera
(54:31, Immaginifica, 2003)
Mit diesem Album startet Franz Di Cioccio, Schlagzeuger und Sänger von PFM, sein eigenes Label Immaginifica. Mal schauen, was in Zukunft noch interessantes folgen wird. Ein guter Beginn ist schon mal gegeben, denn "Primosfera", die zweite Veröffentlichung des aus Bologna stammenden Trios Stereokimono, setzt sich mit filigraner und abwechslungsreicher Instrumentalmusik im hauptsächlichen Spannungsfeld zwischen Jazz Rock und modernem Progressive Rock in Szene oder wie Stereokimono ihren Stil selbst nennen "Psychophonic Oblique Rock". Sehr lässig und unangestrengt eingespielt, ohne irgendwelche ausschweifende Solo-Orgien, hat die Musik von Stereokimino ihr ganz eigenes Flair. Immer wieder schimmern King Crimson Versatzstücke durch, vor allem die Gitarre arbeitet sich quer durch den KC Kosmos. Dennoch sind die Jungs aus Bologna rhythmusbetonter, grooviger, vor allem spielerisch einfach recht lässig veranlagt. Bei ihnen wirkt alles leichtfüßig, augenzwinkernd humorig und verspielt, wenig kopfgesteuert, auch wenn die Musik weit weg davon entfernt ist, nur als spaßige Mucke durchzugehen. Gleichzeitig haben sich die Italiener dabei nochmals gegenüber ihrem Debüt "Ki" gesteigert, klingt bei ihnen vieles jetzt einfach homogener, eingespielter, insgesamt schlüssiger. Man merkt zwar Stereokimono nicht direkt den italienischen Ursprung an, aber irgendwo schimmert doch die typisch südländische Gelassenheit von viel Sonnenschein und Strandatmosphäre durch. Auf "Primosfera" wird zwar auf Gesang verzichtet (okay ein paar geflüsterte Worte gibt's zu hören), aber durch die spielerische, äußerst relaxte Lässigkeit, der instrumentalen Ergänzung durch z.B. Didgeridoo und Midi Gitarre, etwas World Music / Space Rock Flair und fließende Rhythmen wirkt die Musik unaufgeregt entspannend, aber immer höchst interessant. Augenscheinlich komplizierte Musik muss eben nicht immer nur bierernst präsentiert werden, in Südeuropa tickern eben die Uhren da glücklicherweise etwas anders. Feines Album!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004