CD Kritik Progressive Newsletter Nr.49 (08/2004)
Anyone's Daughter - Wrong
(48:29, Privatpressung, 2004)
Seit dem Wiederaufleben von Anyone's Daughter im Jahr 2000 ist einiges passiert. Nicht nur, dass die beiden Urmitglieder Matthias Ulmer (Keyboards) und Uwe Karpa (Gitarre) mit drei neuen Mitstreitern am Start sind, mit "Danger world" legte man 2001 nach 18 Jahren Pause endlich ein neues Studioalbum vor, im Hessejahr 2002 führte man 2x mit Heinz Rudolf Kunze als Erzähler den eigenen Klassiker "Piktors Verwandlungen" auf, wie zudem die "alten" Fans mit den zwei Doppel CDs "Requested document Live 1980-1983" reichlich Futter aus der Vergangenheit für die Ohren bekamen. Mit "Wrong" wird nun das zweite Kapitel der "neuen" Anyone's Daughter aufgeschlagen. Wie schon auf dem Vorgänger findet sich hier hauptsächlich mehr kommerzielles, eingängigeres Material wieder, welches sich aber sehr wohltuend vom 08/15 Sülz der deutschen Einheitsradiolandschaft abhebt und sowohl handwerklich, wie auch von der inhaltlichen Ausgewogenheit überzeugen kann. Anyone's Daughter kehren zwar auch mit "Wrong" nicht komplett zu ihren sinfonischen, progressiven Wurzeln zurück, doch gibt es immer wieder geschickt eingebaute Keyboardsoli und Rhythmuswechsel, die an die eigene Vergangenheit erinnern, ohne dabei anbiedernd oder altbacken zu wirken. Ein weiterer großer Pluspunkt gegenüber "Danger world": "Wrong" erscheint im Gesamteindruck stimmiger und ausgewogener, da es doch hauptsächlich im Rock / Pop Bereich angesiedelt ist, die Ausflüge in vielerlei verschiedene Spielarten, wie sie noch auf dem Vorgänger zu finden sind, erheblich zurückgefahren wurden. Erstaunlicherweise wartet "Wrong" dafür mit einigen Heavy Elementen auf, der Titelsong baut sogar einige Prog Metal Passagen ein und immer wieder finden sich auch in anderen Songs gelegentlich härtere Gitarren und druckvolles Spiel wieder. Doch mit André Carswell hat man einen überzeugenden, stimmgewaltigen Frontmann gefunden, der sich in allen Genres zu Hause fühlt. So gelingt es ihm z.B. die rockigen Popnummern, "Fade out" und "Your time" zu verfeinern, den beiden wunderbaren, völlig unpeinlichen Balladen "Far away" und "Without you" lyrisch und verträumt Tiefe zu verliehen. Einziger Kritikpunkt an diesem insgesamt ausgewogen wirkenden Album: es fehlt der absolute Killersong und vor allem wenn Matthias Ulmer zu sein typischen Keyboardsoli aufbricht, wünscht man sich doch manchmal noch ein paar verspielte Schlenker mehr. Nichtsdestotrotz ist "Wrong" eine sichere, ausgesprochen gute Wahl, wenn man auf der Suche nach geschmackvoller, handgemachter Rock / Popmusik ist, die ebenfalls ein paar sinfonische, bisweilen progressive Schlenker abbekommen hat. Aktuelle Infos zur Band, mit Tourdaten, News, sowie die Bestellmöglichkeit diverser CDs, gibt's auf der bandeigenen Homepage www.anyonesdaughter.de (wie immer erreichbar über die Linksammlung unserer Homepage)
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004