CD Kritik Progressive Newsletter Nr.35 (05/2001)
Anyone's Daughter - Danger world
(50:19, ePark, 2001)
Nach zwei Konzertberichten im letzten und aktuellen Heft über die "Danger world" Tour, der Rückkehr von Anyone's Daughter nach fast 15-jähriger Sendepause, gibt's jetzt auch endlich die dazu passende CD Kritik zum aktuellen Album. Nur sehr wenig ist leider noch von der Vergangenheit geblieben (hier und da erinnert mal ein Keyboardsolo, mal eine überraschende Wendung an die Zeit vor 20 Jahren), doch wenn man einmal den bekannten Bandnamen außen vor lässt und die früheren Alben einfach gedanklich streicht, so ist "Danger world" ein interessantes, musikalisch sehr weitgreifendes Album, bei dem es trotz deutlichem Rock- und Popanleihen, vor allem immer mächtig groovt. Im Vergleich zum Konzert klingt das Studiomaterial zwar klanglich voller und ausgereifter, die rohe Energie der Liveinterpretationen blieb dabei jedoch etwas auf der Strecke. Bis auf die etwas unnötige, mit Light Techno, Dancefloor-Touch versehene Neuaufnahme von "Moria", die somit immerhin Clubtauglich ist und einer wunderbaren Neueinspielung vom Klassiker "The sundance of the Haute Provence", gibt es das komplette neue Material, welches auch bereits dieses Frühjahr bei der kleinen Tour quer durch Baden-Württemberg vorgestellt wurde. Das musikalische Spektrum reicht vom gefälligen, nett und eingängig komponierten Opener "Nina", über die mehr groovigeren, modern aufgepeppten Songs wie "Danger world", "Ebony white" oder "Good gone bad", bis hin zum einzigen echten, richtig abgedrehten Prog Rock Knaller "Helios". Doch dazwischen befinden sich auch einige Titel, die beides vereinen: sinfonischere, komplexere Elemente der Vergangenheit, sowie moderne Sounds in einem kompakten, interessanten Arrangement. So schaffen es "I'll never walk that road again", sowie "No return" ihren ganz eigenen Mikrokosmos zwischen damals und heute aufzubauen. Ein besonderer Ohrenschmaus ist zudem natürlich die variationsreiche Stimme André Carswell's, der somit dem Sound von Anyone's Daughter eine ganz neue Facette beisteuert. "Danger world" hat seine starken, aber auch seine schwachen Momente, doch ohne den Blick zurück, braucht sich das Quintett keineswegs vor der heimischen Konkurrenz zu fürchten. Auch 'normale' Rockmusik kann mit etwas Originalität immer noch ihren ganz eigenen Reiz ausüben, Anyone's Daughter haben auf ihrem neuen Weg sicherlich die richtige Richtung eingeschlagen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2001