CD Kritik Progressive Newsletter Nr.48 (04/2004)

The Research Institute - Flies
(43:48, Pee Pee Records, 2003)

Lange war nichts zu hören von Michael Pabst und The Research Institute. Die andauernde Suche nach einem Schlagzeuger ist schließlich dahingehend beendet worden, dass Michael Pabst die Flucht nach vorn antrat und die Rhythmusarbeit programmierte. Das fällt hin und wieder (positiv) auf, ist aber gut integriert, wo es nicht besonderer Ausdruck sein soll. Von Verlegenheit keine Spur und das ist auch gut so. "Flies" ist ein selbstbewusstes, ein fabelhaftes Werk. Zum Research Institute gehören Matthias Bornemann (Orgel) und Marcus Prüßmeier (Gitarren, Gitarren, Keyboards, Gitarren). Die beiden früheren Alben der Band, "Bowdlerized music" von 1993 und "Universum" von 1998 (die jetzt übrigens industriell hergestellt erhältlich sind, nicht mehr wie zuvor nur als CD-R), waren deutlich Zappa-inspirierter und -verpflichteter, "Flies" rettet sich in die Unabhängigkeit, ohne jedoch den Nabel zu vergessen. Die 12 Stücke zwischen Avantgarde-Rock (mit einem Hauch Zappa; und einem größeren Hauch Steve Vai, was die Gitarrenarbeit betrifft), Neuer Musik und ambienten Notationen, die das Gefühl "leerer" Musik perfekt und unglaublich beruhigend präsentieren sind sehr fein eingespielt, berückend abgestimmt, schlicht hinreißend. Die gesamt instrumentalen Songs wissen zu rocken, zu entspannen, zu verwundern. Der hohe Unterhaltungswert baut auf avantgardistische Methoden, ungewöhnliche Songstrukturen, besondere Verquickung von Stille und Lärm. Da ist es egal, welche Instrumente zu Tönen kommen, wenn die Handwerker und Denker dahinter im richtigen Geiste vorgehen. "Flies" ist stiller als seine Vorgänger, zwar immer noch von kraftvollem Rock, aber längst nicht mehr allein darauf orientiert. Hier kommt ein hohes Stillebedürfnis zum Ausdruck. Ein Stillebedürfnis, das den Klang der Rockmusik, die Art der Komposition nicht nachlässt, sondern integriert. Emotional eher melancholisch als euphorisch, eher distanziert als mittendrin sind die Songs eine Art besonderer, angenehmer Zeitgeist. Wie ein Spiegel der Persönlichkeit, das Alte nicht missen wollend, dem Neuen nicht entrinnen zu können, die Balance zu halten und den Anspruch, interessante Musik zu machen, stets durchzusetzen. Das ungewöhnliche Album ist ausgezeichnet gelungen. Das Artwork ist zudem unterhaltsam, humorvoll und ein wenig nostalgisch. Große Meisterleistung.

Volkmar Mantei



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