CD Kritik Progressive Newsletter Nr.48 (04/2004)
Magenta - Seven
(76:35, F2 Music, 2004)
"Revolutions" hieß vor knapp 3 Jahren ihr gleich als Doppel CD erscheinendes, durchaus überzeugendes Debüt, auf dem Magenta ganz selbstsicher die Elemente einiger der bekanntesten Progbands der 70er für ihre Zwecke zitierten bzw. abwandelten. Zwar blieb dabei die eigene Note dabei auf der Strecke, doch schließlich wollte Mastermind Rob Reed hauptsächlich seinen Vorbildern Tribut zollen. "Seven" ist nun die wesentlich eigenständigere Fortsetzung. Zwar findet man ebenfalls auf diesem Werk einige offensichtlich Zitate - der Anfang von "Gluttony" wurde eindeutig von Yes inspiriert, bei "Envy" findet man Elemente von Genesis "Entangled" wieder - doch ist das Gesamtresultat wesentlich individueller gestaltet. Auch wenn "Seven" die sieben Todsünden aufarbeitet, musikalische Todsünden begehen Magenta trotz einigem Ideenklau glücklicherweise nur bedingt. Vor allem dies ist auf Frontdame Christina zurückzuführen - die sich übrigens immer noch keinen Nachnamen leisten kann - die mit ihrer angenehmen Stimme für die unverwechselbare Note sorgt. Daneben ist es natürlich Multi Instrumentalist Rob Reed der mit seinem typischen Gitarrensound einige gelungene Soli aus dem Hut zaubert. Nicht nur einmal entdeckt man hier Parallelen zu seinem anderen Bandprojekt Cyan, aber Selbstzitate sind ja nicht unbedingt eine schlechte Sache. In die sinfonisch dominierenden, hochmelodischen Klanglandschaften finden sich darum immer wieder kleinere neo-proggige Schlenker ein. Auch wenn sich im Vergleich zu "Revolutions" die Songlängen im mehr gemäßigten Bereich zwischen 7 und 14 Minuten bewegen, so sind dennoch einige Längen unumgänglich. Manchen Passagen hätte sicherlich eine Straffung gut getan, denn gelegentlich geht der zwischen Traurigkeit und positiver Fröhlichkeit schwebenden Musik der finale Schwung verloren, wurde hier mehr auf Songlänge, denn auf Entwicklung geachtet. Dennoch: man hört "Seven" an, dass in es jede Menge Detailverliebtheit und Herzblut gesteckt wurde. Selbst Musiker des sinfonischen Orchesters Wien sind als Gäste zugegen, um nicht mit synthetischen Streichersounds arbeiten zu müssen. Die breite Fanschar aus dem Bereich sinfonischer Progressive Rock / Neo Prog bekommt hier, ganz ohne ironischen Seitenhieb und Sarkasmus, wirklich gut gemachtes und überzeugendes Material vorgesetzt. Noch eine Zusatzinfo am Rande: neben dem aktuellen Album, gibt es ebenfalls noch die Single "Broken", die ausschließlich Material enthält, welches so oder in den entsprechenden Versionen nicht auf dem Album enthalten ist.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2004