CD Kritik Progressive Newsletter Nr.48 (04/2004)

Michael Harris - Worlds collide
(62:02, Lion Music, 2004)

Ich kann nur hoffen, dass "Worlds collide" die Ohren der Prog Metal Freaks erreicht. Die enorme Qualität des Songwritings muss gehört (erhört) werden. Michael Harris mixt Jazz-Fusion und Hardrock mit Anleihen in den Siebzigern (u.a. Led Zeppelin) und Reminiszenzen an den harten Rock des letzten Jahrzehnts (u. a. Faith No More) in einem progressiven Schmelztiegel zu unwiderstehlichen Songs zusammen. Nicht nur die Komplexität der Songs ist überraschend, nicht nur die Lyrics sind alles andere als dumm oder stumpf, sondern von großer Aussagekraft und Intelligenz; vor allem spricht große Inspiration aus den einzelnen Songs von "Worlds collide". Trotzdem macht Michael Harris nicht Musik für Musiker, neben der großen Portion Kopf ist eine starke Portion Bauch vertreten. Ein beeindruckendes Werk, das längst nicht mit normalen Prog-Metal-Maßstäben aufzunehmen ist, sondern deutlich darüber hinausgeht. Hier gibt es Jazz-Fusion in brachialer Rasanz, metallische Komplexitäten, die dem Schlagzeuger Brian Harris das Gehirn zermartert haben dürften. Und trotzdem atmet "Worlds collide" eine gewisse Liedhaftigkeit, gebiert dieses komplexe Gebräu harter, teilweise disharmonischer und burschikoser Musik eine "Anhörbarkeit", die breiteren Fankreisen Zugang gewährt. Hört euch nur den Titeltrack an, das darauf folgende "Tears roll down", das instrumentale "Prosthetic brain" oder den Jazz "Mandy Slang" - fabelhafte Songs, die schnell überzeugen. Höhepunkt ist das 11-minütige "Battle fatigue". Ein Hammersong! Das europäische Release hängt da noch einen Bonustrack dran. "Coffee with Mozart" ist ein zweiminütiger, netter Abschluss. Repeat! Schon "Sketches from the thought chamber" war ein hervorragendes Album, "Worlds collide" steht dem nicht nach. Volle Empfehlung!

Volkmar Mantei



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