CD Kritik Progressive Newsletter Nr.37 (11/2001)

James LaBrie's MullMuzzler - 2
(52:36, Magna Carta, 2001)

Würde Dream Theater Frontmann James LaBrie auf seinem zweiten MullMuzzler Album das Wagnis eingehen, sich von aus der Prog Metal Schiene wegzubewegen, in für ihn bisher unbekanntes Terrain? Eine spannende, wunschtraumartige Frage, die aber sehr schnell von der Realität eingeholt wird. Nicht nur von der Besetzung her ist im Vergleich zum ersten Versuch fast alles beim alten geblieben: Matt Guillory von Dali's Dilemma drückt in die Tasten, Mike Mangini (Extreme, Steve Vai) haut in die Schießbude und an den Saiten machen Bryan Beller und Mike Keneally ihre Aufwartung. Auch musikalisch geht der Kanadier völlig auf Nummer Sicher: eine gut anhörbare Mischung aus nicht zu komplexen Prog Metal / Hard Rock, ohne die technischen Raffinessen seiner Stammcombo, aber weit davon entfernt langweilig oder austauschbar zu klingen. "Hauptschuld" daran haben sicherlich die Mitschreiber (u.a. Trent Gardner von Magellan und Gary Wehrkamp und Carl Cadden-James von Shadow Gallery), sowie die sehr guten Begleitmusiker, die auch ab und zu mal solistische Duftmarken setzen dürfen. Zwar verwässern drei seichtere, sicherlich gut gemeinte balladenartige Songs den Gesamteindruck, die zwar so die Vielseitigkeit und die nötige Abwechslung von LaBrie's Kompositionen unterstreichen, musikalisch aber dennoch zu austauschbar und einige Nuancen zu belanglos daherkommen. Im Gegensatz zum Leonardo Projekt, wo LaBrie mit dem Ausdruck, sowie der Variabilität seiner Stimme arbeitet, wird bei MullMuzzler auch der opernhafte Schmettergesang ausgepackt, der glücklicherweise nicht ins Kreischen abgleitet, was LaBrie leider so oft bei den Liveauftritten passiert. Dennoch wird auf diesem Album deutlich, dass der Sänger auf diesem Album mehr seine eigene Persönlichkeit herausstellen und nicht nur ein weiteres Dream Theater ähnliches Album vorlegen möchte, was ihm zum Teil auch gelingt. Das zweite MullMuzzler Album stößt niemanden vor den Kopf, dennoch wäre vielleicht das Wagnis mal etwas wirklich neues, andersartiges auszuprobieren, einen Versuch wert.

Kristian Selm



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