CD Kritik Progressive Newsletter Nr.47 (02/2004)
Salem Hill - Be
(71:02, Lazarus Records, 2003)
Mit Meeresrauschen wird die neue CD von Salem Hill passend zum Cover eröffnet, gefolgt von einem kurzem Akustikgitarren Set, bevor es dann mit heftigen, teils schräg abgemischten E-Gitarren eigentlich eher untypisch für die Amis richtig zur Sache geht. Aber auch im weiteren Verlauf dominieren die härteren, an manchen Stellen sogar leicht "Heavy" klingenden Gitarren dieses Album. Zwar liegt der musikalische Schwerpunkt immer noch auf Melodic, oft hervorgerufen durch die weiter in den Hintergrund gerückten Keyboards, Klavier oder Akustikgitarren, doch wird zum Großteil einfach die wuchtigere Spielart bevorzugt. Dadurch klingen viele Kompositionen zunächst dynamischer und auch aggressiver, aber nach mehreren Hördurchgängen wird deutlich, dass auf der anderen Seite die emotionale Bindung bzw. melancholische Grundstimmung die noch auf "The robbery of murder" in so exzellenter Form dargeboten wurde sehr darunter leidet. Auch der Verzicht auf David Ragsdale an der Violine trägt seine Teil dazu bei, der in dieser Hinsicht mit Sicherheit für mehr Tiefgang und Abwechslung gesorgt hätte. Der gewisse Prog-Anteil ist hauptsächlich in den Instrumentalpassagen im Mittelteil der CD zu hören, mit denen auch die etwas geradlinigeren Songs interessanter gestaltet worden sind. Hier entfalten sich dann auch die waren Stärken dieser Veröffentlichung, immer dann wenn es gelingt mit ausladenden Instrumentalparts ein bombastisches Soundgebilde zu erzeugen. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass vieles zu lieblos, zu wenig ins Detail gehend konstruiert wurde. Dies fängt mit der Artwork an (falscher Druck der Titelreihenfolge, billig wirkendes Cover), und geht über die oft zu bekannt klingenden Kompositionen aus diversen Vorgängeralben, hin bis zur dumpfen Soundqualität. Auch ist das Konzept von "Be" inhaltlich wie musikalisch schwer nachzuvollziehen. Einige Titel sind zusammenhängend eingespielt, andere stehen wohl eher als eigene Songs da, einen erkennbaren "roten Faden" sucht man vergebens. Vielleicht ist aufgrund des obengenannten Meisterwerkes "The robbery of murder" und dem würdigen Nachfolger "Not everybody's gold" meine Erwartungshaltung an Salem Hill auch einfach nur zu groß. Alles in allem kommen die Amerikaner mit diesem Output über ein gewisses Mittelmaß nicht hinaus, da die Band zu oft Ihre eigentlichen Stärken untergräbt.
Andreas Kiefer
© Progressive Newsletter 2004