CD Kritik Progressive Newsletter Nr.46 (10/2003)
KBB - Four corner's sky
(56:44, Musea, 2003)
Vor rund drei Jahren legten die japanischen Instrumental Progrocker KBB ihr Debüt "Lost and found" vor. Vor allem die exzessive Verwendung der Geige, die unbändige Dauer Power blieb dabei im Gedächtnis haften, doch hatte das Konzept den entscheidenden Nachteil, dass es sich trotz überdurchschnittlicher Gesamtleistung im Laufe der CD zu oft wiederholte. "Four corner's sky" ist glücklicherweise wesentlich mehr als eine bloße Fortführung des Debüts. Zum einen treten die anderen Instrumente, vor allem Gitarre und die exzellente Rhythmusabteilung, wesentlich gezielter in den Vordergrund, zum anderen wird inhaltlich mit anderen Stilmitteln sehr virtuos experimentiert. Die einzelnen Songs entfalten ihr Eigenleben, sind nicht nur eine Wiederholung des zuvor gehörten. Besonders die vermehrten Jazz Rock Elemente, die Wechsel zwischen voluminöser Soloarbeit und leisen Zwischentönen verleihen der Musik von KBB einen wesentlich vielseitigeren Charakter. Immer noch setzt Geiger Akihisa Tsuboy die deutlichsten Duftmarken, doch neben virtuosem Prog Bombast, können gerade die Jazzrock Elemente, aber auch die ruhigen Passagen begeistern. Interessant auch, wie die Band locker und völlig selbstverständlich zwischen Wahnsinnsgegeige und voller Dröhnbreitseite hin zu fragilen, wundervollen Momenten wechselt, die bisweilen sogar Erinnerungen an Italo Prog von P.F.M. aufkommen lassen. "Four corner's sky" merzt die Schwächen der Erstlings aus und überzeugt mit einer abwechslungsreichen Gesamtleistung. Neben der überdurchschnittlichen Handwerkskunst, die man bereits vom Debüt gewohnt war, stimmt jetzt auch die innere Balance. Instrumentalmusik vom Feinsten.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003