CD Kritik Progressive Newsletter Nr.46 (10/2003)
Bob Drake - 13 songs and a thing
(55:02, Privatpressung, 2003)
Wer einen Mann wie Bob Drake in der Band hat, hat einen Gitarristen, Schlagzeuger, Geiger, Produzenten, Komponisten und Arrangeur - einen Alleskünstler. Mike Johnson sagte das einst, mit dem Bob Drake das fulminante Thinking Plague - Album "In extremis" exzellent einspielte. Anschließend stieg Bob Drake aus Thinking Plague aus und machte sich auf Solopfade, er wollte neues probieren. Auf 5 Alben unter eigenem Namen hat er es bis jetzt gebracht. Die ersten vier in einer grandiosen Mischung aus Cajun, Country, atonaler Avantgarde und 200% Humor. Eine radikale Mischung, die ihn denn auch nicht in den Mainstream hievte. Aber einen Bob Drake stört so etwas nicht, er ist ein Einzelkämpfer, der aus Freude am Musizieren ungewöhnlichste und gern auch sehr schrägste Songs einspielt. "13 songs and a thing", neuester Streich aus seiner Feder, zeigt Bob Drake verändert. Kein Wunder, kündet er doch stets von notwendiger Veränderung. Zudem ist der gefragte Produzent im progressiv-avantgardistischen Bereich mit zahllosen weiteren Musikern und Stilen in Kontakt gekommen, die ihn sicher in der einen oder anderen Weise beeinflusst haben. Der Titel der CD ist die sachliche Beschreibung des Inhalts, 13 Songs und ein "Ding" sind auf der CD. Akustisch und elektrisch gespielte Wildheiten, mit den gewohnten Brüchen, Klangvermischungen, radikalen Rhythmuswechseln und dynamischen Geschwindigkeitsschwankungen. Seine Stimme ist der von Jon Anderson erstaunlich ähnlich, so hat man auf den ersten Blick den Eindruck, Yes würden sich mit John Zorn das Studio teilen, während Frank Zappa seine weggeschnipselten tonalen Reste in den Raum fegt. Doch trotz aller Überdrehtheit und gewollt fehlerhaft gespielten, ultradisharmonischen Intonation ist die CD nicht zu widerspenstig. Die ganze CD? Da war ja noch das "Ding". Genau, fast 13 Minuten lang rasselt ein Harsh-Noise-Stück gemütlich vor sich hin. Jede Menge Schlagzeugberge, wie von einem Behindertenorchester mit Freude am Lärm gespielt, dazu Stimmengemenge, Wortfetzen, tonale Reste anderer Instrumente und so allerlei sonstiges, was den tonalen Raum des Songs so voll und dicht macht. Das Ding ist ein großer Scherz, zu lang, um als kleiner Scherz durchzugehen. Wer philosophisches dahinter vermutet, mag deuten, was er will. Fest steht, das es einfach nur ein Test ist, wie viel Krach man in ein "Ding" packen kann, was man den Zuhörern zumuten kann. Muss man mal gehört haben. Ansonsten gilt es, zuzugreifen! Bob Drake radikalisiert gern, ohne bösartige Aggressivitäten auszuschütten. Seine Bilder (auf seiner Homepage zu sehen), und nicht nur die von den Bären, sind eine passende Ergänzung dazu.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2003