CD Kritik Progressive Newsletter Nr.46 (10/2003)

Tomas Bodin - Sonic Boulevard
(64:26, InsideOut, 2003)

Es ist noch nicht mal ein Jahr nach der Veröffentlichung von "Pinup Guru" vergangen, so legt der Tastenmeister von der Flower Kings bereits sein drittes Studioalbum vor. Es scheint sich eben doch auszubezahlen, wenn man wie Tomas Bodin, zu Hause über ein eigenes Studio verfügt. Eigentlich sollte die neue CD nur über Internet vertrieben werden, doch einigte man sich letztlich doch über einen regulären Vertrieb. Nun, was hat sich grundlegend zum Vorgängeralbum geändert? Zunächst einmal die Besetzung, wurde "Pinup Guru" noch als Trio eingespielt, so versammelte Tomas Bodin auf "Sonic Boulevard" fast die komplette Flower Kings-Crew. Zu Jonas Reingold und Zoltan Csörsz gesellten sich nun noch Hasse Bruniusson, Ulf Wallander und natürlich Roine Stolt . Das heißt also, eine echte Gitarre statt gelegentlicher Synthesizer-Gitarre, und insgesamt mehr instrumentelle Variationsmöglichkeiten durch Hinzunahme von Percussion, Saxophone und Flöte. Dabei hat vor allem Roine Stolt mit seiner typischen jubilierenden Gitarre viel Raum für Virtuosität und Soli bekommen. So haben die Songs nicht mehr ganz die sinfonischen Ausmaße, zwar immer noch sehr melodiös, doch klingen viele Passagen etwas schräger und verspielter. Auch ist der Jazz-Anteil um einiges gestiegen, so wird z.B. bei dem Song "Walkabout" schon fast Free Jazz-Niveau erreicht. Sehr oft entstehen die all bekannten Flower Kings Trademarks, besonders hervorgerufen durch Roine Stolt Gitarrendominanz bei einigen Titeln. Bestes Beispiel hierfür ist der Song "A beautiful mind", der doch sehr stark an den Anfang von "Garden of dreams" erinnert. Dadurch verliert dieses Werk leider etwas an Eigenständigkeit, auch die melancholische Grundstimmung ist nicht mehr ganz so ausgeprägt, wie dies noch beim Vorgänger-Album der Fall war. Zudem wirken manche Kompositionen streckenweise etwas zu unausgereift, mehr Zeit in der Entwicklung hätte dem ein oder anderen Song mit Sicherheit gut zu Gesicht gestanden. Alle zehn Titel sind bis auf einiges "Stimmliches Mitsummen" wieder ganz instrumental gehalten, und bewegen sich in einer Spielzeit von ca. 5 bis 10 Minuten. Dennoch ist "Sonic Boulevard" mit Sicherheit keine schlechtes Album, es ist eben einfach stärker an Tomas Bodins Hauptband angelehnt, und vielleicht eher mit seinem ersten Solo-Werk "An ordinary night in my ordinary life" zu vergleichen, mit "Pinup Guru" können jedoch keine der beiden Veröffentlichungen mithalten.

Andreas Kiefer



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