CD Kritik Progressive Newsletter Nr.45 (08/2003)
Djam Karet - A night for Baku
(59:56, Cuneiform, 2003)
Seit letztem Jahr sind Djam Karet offiziell ein Quintett. Neben dem ursprünglichen Bassisten Henry J. Osborne ist mit Aaron Kenyon ein weiterer Mann am Viersaiter an Bord, der somit auf "A night for Baku" seinen Tonträger-Einstieg feiert. Beide Bassisten sind abwechselnd zu hören und teilen sich so jeweils die Hälfte der Songs. Seit dem letzten Studioalbum "New dark age" vergingen zwar fast zwei Jahre, doch waren Djam Karet keineswegs untätig. In der Zwischenzeit brachten sie diverse selbstproduzierte CD-Rs mit unveröffentlichtem bzw. Livematerial heraus, ausschließlich vertrieben über die eigene Website. Im Gegensatz zu anderen Bands, hat man dabei kein Gefühl von Abzocke, sondern wirklich faire Preise nehmen Rücksicht auf den Hardcore Fan, der wirklich alles von seiner Lieblingsband haben muss. Neue Alben bei Djam Karet sind zum Teil immer eine Reise ins Ungewisse. Da ist "A night for Baku" keine Ausnahme. Doch dieses mal sind die Änderungen keineswegs zu grundlegend, gibt es keinen so krassen Wechsel, wie z.B. auf dem sehr ruhigen Ambientalbum "Suspension & displacement". Djam Karet machen einfach da weiter, wo sie mit ihren letzten beiden Studioalben musikalisch gelandet sind. Dies bedeutet grob eine Mischung aus mannigfaltigen Gitarrensounds mit kreischenden, harten Riffs, die zuweilen Erinnerungen an King Crimson wecken, bis hin zu lässiger Relaxtheit, sowie fließenden, spacigen Sounds, irgendwie im Zwischenfeld zwischen Progressive / Space / Psychedelic Rock, reich verziert mit flächendeckenden Soundscapes. Besonders positiv schlägt sich dieses mal der vermehrte Einsatz von Tasteninstrumenten nieder, die immer mehr ein gleichberechtigte Rolle neben der Gitarre einfordern. Sowohl Orgel, prächtige Mellotronsounds, wie auch sonstiges analoges und digitales Equipment geben dem Album einen wesentlich proggigeren, klanglich wärmeren Anstrich. Dabei gelingt es den Amerikanern, auf dem schmalen Grat zwischen Melodik und Komplexität, zwischen Struktur und Experimentalität einen eigenen Weg zu finden. "A night for Baku" wird damit zu einem weiteren bestens herausgearbeiteten Mosaikstein im großen Djam Karet Gebilde.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003