CD Kritik Progressive Newsletter Nr.44 (06/2003)
Jadis - Fanatic
(53:26, InsideOut, 2003)
Zweiter Versuch in alter Besetzung. Mal schauen, ob's dieses mal besser klappt, denn der Vorgänger "Understand" löste nicht gerade riesige Begeisterungsstürme aus. Dies trotz der Rückkehr von Bassist John Jowitt und Keyboarder Martin Orford (beide ansonsten bei IQ tätig) und damit dem gleichen Line-Up, welches auf den ersten beiden CDs von Jadis ("More than meets the eye" 1992, "Across the water" 1994) unbestreitbar allerfeinsten, hochmelodischen Neo Prog einspielte. Und siehe da, sie können es doch noch. So geht der Opener "The great outside" gleich richtig gut los, noch kurzem Intro folgen die typischen, unverwechselbaren Jadis Trademarks: die jubilierende, majestätische Gitarre und der angenehme Gesang von Bandleader Gary Chandler, sowie flott eingespielter sinfonischer Rock mit jeder Menge melodischem Neo Prog Appeal ohne zu viel Ecken und Kanten. Doch kleinere überraschende Wendungen, harte Riffs und sogar gelegentliche Mellotron-ähnliche Sounds sorgen für die rechte Würze, wie aber vor allem der sehr hohe Melodieanteil für sofortiges Zurechtfinden sorgt. Gary Chandler hatte schon immer ein Gespür für kompakte, griffige auf den Punkt gebrachte, zugleich dennoch opulent verspielte Arrangements, die selbst nach mehrmaligem Anhören nicht langweilen, auch wenn er nicht vor Selbstzitaten gefeit ist. Im weiteren Verlauf bietet "Fanatic" in einigen Ansätzen mehr eine Rückkehr zur alten Stärke, hat manches mal die gefangennehmende Magie der Vergangenheit, die zwischenzeitlich nicht immer präsent erschien. Zwar zündet nicht jede Idee, aber im Vergleich zu "Understand" wirkt das aktuelle Album um einiges mitreißender, spannender. Erstaunlicherweise sind es dieses mal vor allem die Instrumentalparts, die einiges an Futter liefern, während die Gesangslinien nicht immer vollständig durchschlagen, an manchen Stellen bisweilen sogar eine Spur zu langweilig, zu vorausschaubar geraten sind. Klanglich sind Jadis ebenfalls nicht stehen geblieben, sondern vor allem neue Sounds bei den Keyboards und der Gitarre sorgen für frischen Wind, was "Fanatic" allenthalben den Stempel einer rundherum gelungenen, soliden, überdurchschnittlichen Neo Prog Veröffentlichung aufdrückt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003