CD Kritik Progressive Newsletter Nr.44 (06/2003)
Isildurs Bane & Metamorfosi Trio - Mind Vol.3
(74:01, Ataraxia Productions, 2003)
In der langen Bandgeschichte von Isildurs Bane, die bis in die 80er zurückreicht, war man nicht nur aufgrund personeller Wechsel ständig im Aufbruch nach neuen musikalischen Ufern. Aus dem sinfonischen Progressive Rock der frühen Tage, wurde später grooviger, funkiger Jazz Rock, bevor man später vermehrt in konzeptuellen Großwerken Rock, Jazz Rock und Klassik zu etwas ganz eigenem verband, was letztendlich in den beiden hervorragenden letzten Alben "Mind Vol.1" und dem fulminanten Doppel Livealbum "Mind Vol.2" seine Vollendung fand. Während der letzten beiden Jahre spielten Isildurs Bane vermehrt mit dem Metamorfosi Trio. Das Resultat dieser Zusammenarbeit liegt nun mit "Mind Vol.3" vor. Das Album ist die Fortsetzung des Konzeptes "Do-Undo-Redo", doch das diesmalige Endresultat führt diesen Ansatz auf ganz neue, sicherlich nicht für jeden nachvollziehbare Wege. Aus dem Spannungsfeld komponierte - improvisierte Musik, elektronische - akustische Musik, laut - leise, extrovertierte - introvertierte Musik, italienische - schwedische Musik resultieren zwei lange Titel, nämlich "The octagon" und "L'evento". Während der erste Teil von Ruhe, sehr viel Ruhe, von jazzigen, klassischen Momenten mit sachter Atmosphäre getragen wird, ist der zweite Teil freier, improvisierter, expressiver. Vor allem Trompeter / Flügelhornspieler Luca Calabrese ist der dominante Musiker dieses Albums. Doch wirklich emotionale Ausbrüche entstehen im ersten Teil nur in kurzen Fragmenten, "Mind Vol.3" wirkt dort eher wie ein steter Fluss dahinschwebender, stimmungsvoller Experimentalklänge. Im zweiten Teil dürfen die Musiker dann endlich mehr Gas geben, leben sich in langgedehnten Improvisationen aus dem Jazzumfeld aus. "Mind Vol.3" ist inhaltlich, aber keinesfalls rein vom Ausdruck her, das sicherlich bisher extremste Album, an dem Isildurs Bane beteiligt waren. Intellektuell fordernd, entsteht hier ein spannendes Gespräch zwischen den Musikern, dass mehr den Kopf anspricht; die Bauchmenschen, zu denen sich der Schreiber dieser Zeilen eher zählt, jedoch von der Kunst überfordert, etwas verwirrt und reichlich sprachlos zurücklässt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003