CD Kritik Progressive Newsletter Nr.44 (06/2003)

Farpoint - Grace
(64:35, Privatpressung, 2003)

Erst im letzten Heft wurde "First light" vorgestellt, das Debüt von Farpoint. Inzwischen liegt mit "Grace" der Nachfolger vor. Eigentlich kann ich nahtlos an das Schlusswort der Kritik aus Heft Nr.43 anknüpfen, denn in großer Übereinstimmung trifft vieles davon ebenfalls auf "Grace" zu. Somit gleich zu Beginn das Resümee zu dieser Veröffentlichung: nicht unbedingt ein Album mit hohem Originalitätsfaktor oder substanziell bahnbrechenden Einfällen, dafür aber genügend Ideen und prägnanten Melodien, die hängen bleiben. Des weiteren einer deutlich erkennbaren Steigerung im Albumverlauf, was Farpoint auf gesamte CD Länge betrachtet, eine mehr als durchschnittliche Beurteilung, weiterhin eine kleinere Steigerung gegenüber dem Erstling einbringt. Lässt der sperrige, nach Orientierung suchende Opener "Into the night" erst einiges Schlimmes befürchten, so fängt sich die Band um den Gitarristen und Multiinstrumentalisten Kevin Jarvis jedoch sehr schnell, greift anschließend auf ihren vertrauten Mix aus melodischem Folk und progressiver Grundsubstanz zurück. Erstaunlicherweise klingen die Amerikaner dabei eher britisch, lassen eigentlich keinerlei augenscheinliche Rückschlüsse auf ihre geburtsbedingte Heimat zu. Gerade die elegischen E-Gitarrensoli, die Keyboardläufe sind stark in britischer Neo Prog Tradition verwurzelt, aber auch die folkigen Anleihen erinnern mehr an Musik von der britischen Insel, losgelöst von plakativen Jigs und Reels. Wie bereits beim Vorgänger muss man zwar wiederum beim klanglichen Druck, bei einigen Keyboardsounds mit Abstrichen leben, doch auf Dauer fällt dieses Manko nicht zu schwerlich ins Gewicht, denn die Substanz stimmt. Als weiteren Ausgleich können Farpoint mehrstimmigen Gesang, sowie eine interessante Balance aus akustischen und elektrischem Instrumentarium in die Wagschale werfen.

Kristian Selm



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