CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)

Saga - Marathon
(51:28, Steamhammer, 2003)

25 Jahre gibt es mittlerweile Saga. Nach einigen musikalischen Wirrungen und zwischenzeitlichen Weggang einiger Originalmitglieder, die aber in den 90ern zurückkehrten, ist die Band spätestens seit der 99er Veröffentlichung "Full circle" wieder auf dem richtigen Weg. Nicht nur mit dem Rückkehr zum alten Markenzeichen, dem "Golden boy" und dem alten Logo wurde auch optisch eine deutliche Kehrtwendung dokumentiert. "Die neuen Songs knüpfen stilistisch genau da an, wo 'Full circle' und 'House of cards' und letztlich auch die erfolgreichsten Werke unserer Karriere angesiedelt waren: typisch Saga, wie man uns seit den späten 70ern kennt", äußert sich Bassist Jim Crichton selbstbewusst zum aktuellen Album. "Experimente mit anderen Stilmittel, so wie sie zwischenzeitlich etwas auf 'Generation 13' oder 'Pleasure & Pain' zu finden waren, gibt es auf 'Marathon' nicht". So ist "Marathon" eine logische, konsequente Fortsetzung des musikalischen Konzeptes der beiden letzten Studioalben, d.h. wem diese Werke gefallen haben, der wird auch an "Marathon" zweifelsfrei Gefallen finden. Zwar huscht Gitarrist Ian Crichton immer noch sehr flott über sein Griffbrett, die ganz extremen, zu technischen Exkursionen hat er aber inzwischen zugunsten einer gruppendienlicheren Spielweise abgelegt. Wie die beiden Vorgängeralben beinhaltet "Marathon" wiederum die typischen Saga Trademarks: bombastisch-rockige Arrangements, das sofort erkennbare, kraftvolle Organ von Michael Sadler, sowie solistische Gitarren-Schlenker, wobei prägnante Melodien und der einzigartige Sound aus dem kompakten Zusammenspiel der Band im Vordergrund stehen. Doch trotz der vollmundigen, oben geäußerten Ankündigungen von Jim Crichton, müssen Saga sich den Vorwurf gefallen lassen, dass ihre Songideen nicht mehr ganz die Präsenz und Durchschlagkraft der Vergangenheit besitzen, sich die Band, böse gesprochen, immer mehr selbst kopiert. "Marathon" erscheint im Vergleich mit den Alben aus den 80ern weniger verspielt, geradliniger, straighter, vom solistischen Bombast fast weitgehend befreit, erreicht aber zweifellos das gute, wenn auch mehr geglättete, modern aufgepeppte Niveau, welches Saga seit den letzten vier Jahren konsequent und vor allem in Deutschland immer noch recht erfolgreich fortführt. Auf der kommenden Tour werden die Kanadier ihr zweite, eigentliche Stärke zeigen, denn auf der Bühne waren sie schon immer eine besondere Klasse für sich.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2003