CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)
RPWL - Stock
(43:46, Tempus Fugit, 2003)
Um die Wartezeit auf den nächsten RPWL Longplayer zu verkürzen, gibt es als Appetithappen für zwischendurch "Stock". Sänger / Gitarrist / Keyboarder Yogi Lang begründet die Veröffentlichung dieses Albums folgendermaßen "Wir haben dafür Stücke ausgewählt, die wir schon längere Zeit in Arbeit oder auch im Liveprogramm haben, die aber musikalisch und thematisch weder zu 'God has failed', noch zu 'Trying to kiss the sun' wirklich passten. Neu arrangiert und im 'Stock' Kontext wirken sie jetzt auf einmal wie ein homogenes Ganzes. Das freut uns sehr und wir sind gespannt wie das Publikum reagiert." Um den Ganzen noch eins drauf zu setzten, gibt's das Album als Digipack Doppel CD mit einer Bonus DVD, die das vollständige Albummaterial im 5.1. Surround Mix, sowie als Zugabe noch Videomaterial der letztjährigen "Trying to kiss the sun" Europatour präsentiert. Jede Menge Material also fürs Geld und die Fans. "Stock" ist damit nicht einfach Resteverwertung, sondern RPWL haben die Songs wirklich in ein zusammenhängenden Gesamtkonzept gestellt. Fast alle Titel gehen übergangslos ineinander über, teilweise nur verbunden durch kurze Fragmente und Soundcollagen. Dadurch entsteht etwas homogenes Neues im stetigen, floydigen Fluss, das Album durchzieht so etwas wie ein roter Faden. Die Palette der Songs reicht von der Coverversion des Syd Barett Stückes "Opel", welches, wie bereits die früher erschienene Pink Floyd Coverversion "Cymbaline", einen typischen RPWL Charakter verpasst bekommt, wobei auch die psychedelische Note nicht zu kurz kommt. Weitere Highlights:"The way it is", eine ruhige, bereits seit langem im Live-Repertoire befindliche Nummer mit progressivem Schlussteil, sowie das düstere, über zehnminütige, ebenfalls mehr sinfonisch-progressive angehauchte, gegen Ende klanglich sperrig und experimentell wirkende "Gentle art of swimming", welches eindeutig in Pink Floyd Tradition gehalten ist. Der Rest des Albums dient zum Teil als Experimentierfeld, denn "Who do you think you are" vereint Mid 60's Stimmung, Beatles Anleihen mit Sinfonik, während beim Hidden Track eine augenzwinkernde Bossa Nova Nummer nicht ganz zu ernst genommen werden sollte. Natürlich ist "Stock" kein vollwertiger Albumersatz und sicherlich zum Einstieg nur sehr bedingt zu empfehlen, dafür eröffnet es einem sehr interessante Blicke in die musikalische Bandbreite von RPWL, wobei es definitiv alle Songs verdient haben, veröffentlicht zu werden und nicht in den Archiven zu verschimmeln.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003