CD Kritik Progressive Newsletter Nr.43 (03/2003)
King Crimson - Happy with what you have to be happy with
(34:39, Sanctuary Records, 2002)
King Crimson Alben haben so etwas wie Überraschungseier. Klar, man weiß, wie sie verpackt sind und wie die Ummantelung schmeckt, aber der Inhalt ist doch immer wieder irgendwie anders, nicht unbedingt vorhersehbar. Da kann einem sogar schon mal die Schokolade im Halse stecken bleiben. In der Tradition von "Vrooom", das dem danach folgenden 95er Album "Thrak" vorausging, ist nun auch "Happy with what you have to be happy with" zu sehen. Ein Minialbum mit einigen Appetithappen als Vorschau auf den kommenden Longplayer "The power to believe". Doch wirft diese EP mehr Fragen auf, als das sie Antworten gibt. Mehr als die Hälfte der 10 Titel sind nämlich lediglich Fragmente, Soundscape-artige Verwirrspiele, die eigentlich mehr einen Nährboden für Spekulationen bieten, als das sie wirklich erahnen lassen, wohin die Reise des karmesinroten Königs dieses mal geht. Heißt es dann auf "The power to believe" weniger ist mehr, verzichtet Robert Fripp auf eine endgültige Songaussage? Immerhin gibt es mit dem Titelstück, "Eyes wide open" und "Potato pie"" auch richtige Songs, die bis auf "Happy with what you have to he happy with" weniger wuchtig, düsterer als auf "The construKCtion of light" daherkommen, aber auf ihre Art auch noch leicht unfertig, sehr improvisiert wirken, aber durchaus eigenen Charme besitzen. Die immer noch als Quartett Fripp-Belew-Gunn-Mastelotto agierende Band scheint bluesiger, rockiger, verträumter zu sein, was aber bei King Crimson immer noch nicht bedeutet, dass dadurch die Musik "leichter" erscheint. Als Gegenpol dazu, gibt's zum wiederholten Male ein Wiedersehen mit "Lark's tongues in aspic (Part IV)". Um auf die noch folgende Kritik des herausragenden "The power to believe" vorzugreifen, erst im Zusammenhang wird klar, was diese EP für eine Bedeutung hat. Dennoch hat man irgendwie das ungute Gefühl abgezockt worden zu sein, wobei einem der programmatische Albumtitel hierbei Recht zu geben scheint. Oder um mal wieder zu Grönemeyern "Was soll das?"
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2003