CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)

Markus Segschneider - Behind a veil
(33:54, Privatpressung, 2002)

Der Durau schreibt auch mal wieder. Auch wenn der Herr Selm mich erneut mahnen musste, was den Abgabetermin angeht. Nun gut, dann will ich mal meiner Pflicht nachkommen. Bei mir läuft gerade die neue CD von Markus Segschneider im Player, dem einen oder anderen vielleicht noch bekannt von der mittlerweile nicht mehr existierenden Formation Mad Tea Party. Mit "Behind a veil" legt er uns ein äußerst ambitioniertes Werk vor. Ambitioniert deswegen, weil er auf diesem Werk mit einem Orchester zusammenarbeitet und hier ganz klar seine Begabung als Komponist und Arrangeur im Vordergrund steht. Rein klassische Stücke wechseln sich ab mit anspruchsvollen Art-Pop Songs, die immer noch an Mad Tea Party erinnern. Alle Stücke sind wirklich liebevoll arrangiert, sehr gut produziert und schwanken zwischen leichter, romantisch verträumter Melancholie und positiver Unbeschwertheit. Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass er bestimmte Ideen sich etwas mehr entfalten lässt. Davon gibt es in jedem Song nämlich wirklich genug, um daraus mehr zu machen, als nur einen Dreiminüter. Etwas weniger Gesang hätte dem Werk insgesamt auch gut getan, obwohl er eine angenehme Stimme besitzt. Ok, vielleicht sehe ich das zu sehr aus Sicht des Proggers. Hervorheben möchte ich besonders "Nightshades", das mich von der Stimmung her stark an "Tarka" von Anthony Phillips erinnert. "Ride on a spell könnte glatt von der "Please don't touch" von Steve Hackett sein. Mein Lieblingssong ist jedoch das siebenminütige "Dancing in the air", auf dem er das einzige mal zur E-Gitarre greift und ein Solo in Allan Holdsworth Manier hinzaubert. Wer über den üblichen Progtellerrand mal hinaus schauen möchte und einer gut verdaulichen Mixtur aus Klassik, Pop-Artrock, Jazz nicht abgeneigt ist, der möge doch mal in die CD reinschnuppern.

Jürgen Durau



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