CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)

Nektar - Greatest hits live
(71:41 + 64:06, Classic Rock Productions, 2002)

Nach dem eher belanglosen Comebackalbum "The prodigal son", kehrten Nektar dieses Jahr ebenfalls wieder auf die Konzertbühne zurück. Beim Nearfest 2002 waren sie neben Steve Hackett einer der Headliner und bewiesen, dass sie live keineswegs von ihrer Klasse eingebüsst haben und sorgten beim Publikum für fast ausschließlich begeisterte Kommentare. Dass die Band jedoch etwas an Selbstüberschätzung ihrer eigenen Qualität leidet, beweist die Tatsache, dass das innerhalb von 45(!) Minuten ausverkaufte Festival, auf ihr Mitwirken berufen. Es hat sich wahrscheinlich noch nicht ganz nach England herumgesprochen, dass das Nearfest inzwischen fast zu einem Selbstläufer geworden ist, so dass es auch ohne Nektar in dieser sagenumwobenen Zeit ausverkauft gewesen wäre. Aber dies nur am Rande. Die Titelauswahl, die jetzt unter dem Namen "Greatest hits Live" als Doppelalbum vorliegt, hält genau das, was der Titel verspricht. Mit "Now" gibt es lediglich einen, dafür aber den besten Titel von "The prodigal son", ansonsten folgt eine wunderbare Reise zurück in die Zeit, mit einem äußerst gelungen Querschnitt durch ihre besten Alben aus den 70ern. Im Mittelpunkt stehen vor allem das 72er Werk "A tab in the ocean", das komplett gespielte "Remember the future" (1974), sowie ein größerer Ausschnitt von "Recycled" (1975). Bis auf "Marvelous Moses" enthält das Doppelalbum übrigens das komplette Konzert, lediglich einige Ansagen wurden gekürzt. Eine besondere Empfehlung: wer den ganzen Gig in Monoqualität hören möchte, findet diesen auf der Internetseite von Studio M (www.studiom.com), wo es auch fast alle weiteren Konzerte der bisherigen Nearfest Auftritte (zum Teil in bester Stereoqualität, wie z.B. die Konzertee von Porcupine Tree, Banco oder Steve Hackett) zu hören gibt. Zeitlich erschien ebenfalls eine DVD vom Nearfest Auftritt von Nektar. Nektar wurden früher oft fälschlicherweise als deutsche Band gehandelt, wobei es aber eigentlich um englische Exil-Musiker ging, die von Deutschland aus ihren Siegeszug unternahmen. Deswegen stopft man sie auch gerne in die Krautrockschiene, wobei ihre rockdurchtränkte, mehr geradlinige Musik von ausgedehnten Soloteilen mit psychedelischem Anstrich geprägt ist. Ebenso finden sinfonische, wie auch spacige Parts ihren Raum. "Greatest hits live" ist somit eine gute Möglichkeit sich einen Überblick über Nektar zu schaffen, wobei sich die fast in Originalbesetzung angetretene Band durch Larry Fast am Synthesizer und zwei Backgroundsängerinnen unterstützen ließ. Eine für den Dezember geplante Kurztour durch Deutschland musste leider kurzfristig gecancelt werden, es laufen aber bereits Verhandlungen für das Frühjahr.

Kristian Selm



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