CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)
Kerrs Pink - Tidings
(58:02, Musea, 2002)
Rund 250 Personen fanden sich am 20.September zur CD Präsentation von Kerrs Pink "Tidings" in den Spider Night Club in Askim / Norwegen ein. Laut Bassist Jostein Hansen bereute niemand sein Kommen. Das Publikum wurde dafür mit jeder Menge alter Titel aus der inzwischen fast 30-jährigen Geschichte der Band, aber natürlich auch Material vom aktuellen Album belohnt, welches wiederum von Musea vertrieben wird. "Tidings" ist ein Album, welches konsequent die Historie von Kerrs Pink fortsetzt. So bleibt zuerst beruhigend festzuhalten, dass sich seit der letzten, vor fünf Jahren erschienen Veröffentlichung "Art of complex simplicity" auf den ersten Höreindruck eigentlich nicht sehr viel geändert hat. Die Musik von Kerrs Pink verfügt über einen ruhigen, leicht verträumten Grundcharakter, strahlt majestätische Würde aus und ist jederzeit hochmelodisch unaufgeregt, vor allem aber aufgrund der langjährigen Erfahrung der mitwirkenden Musiker souverän und professionell eingespielt. Da Qualität schließlich seine Zeit benötigt, hatten es die Norweger augenscheinlich nicht besonders eilig, möglichst schnell ein neues Album auf dem Markt zu bringen. Dennoch ist "Tidings" keineswegs nur ein bloße Fortsetzung der musikalischen Vergangenheit von Kerrs Pink. Auf dem aktuellen Werk greift man z.B. auf ein erweitertes Line Up zurück, diverse Gastmusiker, von denen vor allem die mit einer kraftvollen, leicht souligen Stimme versehene Sängerin Tracee Meyn heraussticht, sorgen insgesamt für frischen Wind. Tempomäßig wurde manchmal ebenfalls eine dem Album gut tuende Schippe draufgelegt, wodurch die meist im elegischen Mid-Tempo angelegten Titel einfach mehr Pepp bekommen. Des weiteren erscheinen einige musikalische Ansätze wesentlich komplexer und majestätischer, als man dies aus der Vergangenheit kennt, wobei sich hier vor allem Gitarrist Harald Lytomt gekonnt in verschiedenen Ausdrucksarten in den Vordergrund spielt. Auch wenn bei Kerrs Pink immer wieder die Wurzeln der skandinavischen Folklore und Klassik einfließen, so sind sie keineswegs eine Band die typisch nordeuropäisch klingt. Ihre Musik hat mehr Emotionalität, wirkt nicht ganz so moll-lastig und traurig, wie bei anderen Kollegen aus dem hohen Norden. "Tidings" ist einfach ein gut gemachtes Album, welches den melodisch-sinfonischen Bereich des Progressive Rock stilvoll abdeckt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002