CD Kritik Progressive Newsletter Nr.17 (11/1997)
Kerrs Pink - Art of complex simplicity
(67:04, Musea, 1997)
Die norwegische Band Kerrs Pink gehört zu denen Bands, die kontinuierlich seit 1980 Alben veröffentlichen, ohne aber jedoch in größerem Stil der Allgemeinheit aufzufallen. Ursprünglich war "Art of complex simplicity" als Soloprojekt von Harald Lytomt geplant, aber nachdem immer mehr ehemalige Mitmusiker involviert wurden, entschloss er sich, diese CD unter dem Namen von Kerrs Pink zu veröffentlichen. Die Musik von Kerrs Pink ist verträumt, ruhig und sehr melodisch. Für den einen genau das Richtige zum Entspannen, der andere gähnt gelangweilt, und schlummert ein. Doch tut man den kompositorischen Künsten des Herrn Lytomt Unrecht, denn er versteht es melodischen leicht progressiven Rock gewürzt durch elegische Gitarrensoli geschickt mit Folkeinflüssen zu vermischen. Mal schimmert da der Bombast von Pallas durch ("Affinity"), die keltische Verschmelzung von Prog und Folk à la Minimum Vital ("The hero of chivalry"), oder auch der Gitarrensound von Camels Mastermind Andy Latimer ("Welcome to the greenest forest" oder "Linger a bit longer"). Besonders die starke Affinität zu Camel lässt einen aufhorchen, und wem auch der ruhige Streifzug von Camel im Stil von "Harbour of tears" gefallen hat, der wird bei "Art of complex simplicity" einige Ähnlichkeiten in Stimmung und Gefühl wiederfinden, wie auch Reminiszenzen an deren Hochzeit Mitte der 70er. Alles in allem ein sehr schönes, wenn auch manchmal zu ruhig gehaltenes Album, welches wahrscheinlich leider den Weg seiner Vorgänger gehen wird, und ebenfalls trotz gelungener Ideen in der Veröffentlichungsflut untergeht.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 1997