CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)

Kari - Pilot
(49:58, Prophecy Productions, 2002)

Kari Rueslåtten war die Sängerin auf den ersten beiden Veröffentlichungen von The 3rd And The Mortal. Mit ihrer unverwechselbaren Elfen-Stimme prägte sie den frühen Sound der düsteren Gothic / Metal Avantgarde / Prog Rocker nicht unerheblich, doch nach der Trennung schlug sie ganz andere musikalische Pfade ein. Bereits auf ihrem Debüt "Demo Recordings" ging sie mehr in die traditionelle Folk Richtung, kurz danach verlor ich sie leider veröffentlichungstechnisch völlig aus den Augen, wobei nun mit "Pilot" ihr mittlerweile viertes Album vorliegt. Interessanterweise ist sie, wie ihre ursprüngliche Band, bei Prophecy Productions gelandet, wobei sich beide Veröffentlichung musikalisch äußerst unterschiedlich präsentieren. Inzwischen hat sich Kari, wie sie sich ganz kurz und ohne Nachnamen auf ihren Alben nennt, von ihren ursprünglichen Wurzeln vollständig gelöst. So hat "Pilot" zwar ein leicht skandinavisch-traurigen Unterton, doch stilistisch bewegt sich dieses Werk im modernen Pop / Folk Bereich. Komplett von ihr geschrieben und produziert, lebt dieses Album, neben der hohen, leicht zerbrechlichen Stimme, vor allem von den schönen Melodien. Zurückhaltende Arrangements unterstützen mehr, als dass sie ablenken, so dass die 12 fragilen Titel eine bezaubernde, verträumte Stimmung entstehen lassen. Von den ungefähren Vergleichsmomenten kommen einem die ruhigen Momente von Bands wie Portishead oder Björk in den Sinn. Inwieweit sich noch die Fans von The 3rd And The Mortal für die ehemalige Sängerin der Band begeistern können, sei mal dahingestellt. "Pilot" ist jedoch ein wunderbares Album, trauriger, zeitloser Popmusik abseits jeglicher Oberflächlichkeit und elektronischer Experimentierfreudigkeit. Vielleicht eine Spur zu viel Weltschmerz, wobei die wohl beabsichtigte Wirkung aber keineswegs verfehlt wird.

Kristian Selm



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