CD Kritik Progressive Newsletter Nr.42 (12/2002)
Tristan Décamps - Le jouet
(73:39, Privatpressung, 2000)
Der Besuch eines Ange-Konzertes im Spirit of 66 im belgischen Verviers lohnt sich ja immer. Beste Lokalität, faszinierende Live-Band und - wie immer - die Möglichkeit, sich am umfangreichen Merchandising-Stand zu bedienen. Der Ange Backkatalog ist bekanntlich gigantisch, doch hier kommen noch die Veröffentlichungen über den hauseigenen Fanclub "Un pied dans la marge" hinzu. Alben also, die nicht im regulären Handel erhältlich sind. Neben diversen Ange-Livealben gab es an diesem Abend noch ein Soloalbum des Keyboarders/Sängers Tristan Décamps. Und das ist richtig gut! Nicht so wie das englischsprachige "Live at ze concert in ze gout", sondern im typischen Ange-Stil der Neuzeit. Zwar sind einige Songs im Alleingang eingespielt, doch bei vielen Titeln erhält er Unterstützung der gesamten Ange-Mitmusiker mit Ausnahme von Papa Décamps. Ähnlich wie sein Vater weiß auch Décamps junior sein Stimmorgan auf vielfältige Weise einzusetzen und zeigt hierbei viel Selbstbewusstsein. So fehlen auch hier nicht seine typischen Stimmüberschlag-Übungen, auch zeigt er sich sowohl leise / zurückgenommen wie auch aggressiv/theatralisch oder er benutzt seine Stimme als Art Perkussionsinstrument ("Les pensees lubriques de la nouvelle-Orleans"). Dieses aus dem Jahr 2000 stammende Werk zeigt schon in Ansätzen, in welche Richtung sich Ange auf dem neuen Album bewegen werden. Wer das aktuelle Ange-Album "Culinaire lingus" mag, wird sich auch mit "Le jouet" anfreunden können. Ein hochinteressantes Album.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2002