CD Kritik Progressive Newsletter Nr.41 (09/2002)

Sh'Mantra - Sub_floating
(39:46, Privatpressung, 2002)

Neben dem im letzten Heft vorgestellten zweiten Studioalbum "Formula Orange" der australischen Formation Sh'Mantra, haben sie zusätzlich das in Eigenregie produzierte und vertriebene Low Budget Album "Sub_floating" veröffentlicht. Es handelt sich bei den drei darauf enthaltenen Stücken (5:50, 13:28, 20:25) um rein improvisierte Musik, die spontan im Proberaum mitgeschnitten wurde. Somit ermöglichen sie dem Hörer einen unverfälschten Eindruck über die Arbeitsweise der Band. Es erschließen sich neue, interessante und spannende Facetten bei der Entstehung von Songideen, auch wenn, wie bei jeder Improvisation, nicht immer jeder Einfall zündet. Doch entgegen der Befürchtung, dass hier nur Fragmente oder inhaltliches Gewabbere zu hören sind, klingen die Endresultate überraschend strukturiert, die geschickt aufgebauten, langen minimalistischen Wiederholungen - mal nur von weichen Synthiesounds getragen, mal von dröhnenden, recht heftigen Gitarrenakkorden oder auch abgedrehten elektronischen Klängen durchsägt - sorgen durchaus für anhaltende Spannung. Man merkt, dass die Band gewohnt ist, mit diesem Ansatz ihre Songs entstehen zu lassen, man seinen Mitspielern Raum gibt, aber auch aufeinander gekonnt reagiert. Getragen ist das Endresultat von einer sehr freien, schwebenden Stimmung, einen stetem, ewigen Fluss in der Musik, auch wenn es kurzfristiger mal etwas heftiger, aggressiver zur Sache geht. Die sonstige Verflechtung von Sh'Mantra zum Psychedelic / Space Rock schimmert natürlich auch bei diesen Improvisationen durch. Vom Ansatz her ist dieses Album am ehesten mit "Metanoia" von Porcupine Tree vergleichbar, wo auch rein improvisierte Musik zwar Rückschlüsse auf die musikalische Ausrichtung der Band zulassen, aber im Vergleich zu "durchkomponierten" Songs doch etwas ganz anderes entsteht. Wer sich also von langsam entstehenden Klanglandschaften tragen lassen möchte, der bekommt hier im freien Raum der Ideen zwar keine leichte Kost, aber einen interessanten Blick hinter die Kulissen geboten.

Kristian Selm



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