CD Kritik Progressive Newsletter Nr.34 (02/2001)
Premiata Forneria Marconi - Serendipity
(48:56, Sony, 2000)
Mitte der 90er Jahre meldete sich Italiens Prog- Band No. 1 eindrucksvoll mit dem Album "Ulisse" und dem Live-Album "www.pfmpfm.it" wieder zurück, "Serendipity" ist nun also das neuste Werk des Quartetts, dass sich weniger an den klassischen Prog-Alben der 70er orientiert, eher an den modernen Sounds der New Wave of Prog, die sich ja musikalisch so tolerant wie nie zeigt. Irgendwo zwischen solidem (niemals perfidem!) Rock, der großen italienischen Tradition der Cantautori (denen PFM stets verbunden war) und der neuen Lesart des Progs von Bands wie Porcupine Tree, ist "Serendipity" ein gutes Album geworden, dass darauf verzichtet, verstaubte Reminiszenzen an die glorreiche Vergangenheit wecken zu wollen. Dies geht freilich dann aber auf Kosten der Puristen, die diesem Album dann nur noch wenig Gemeinsamkeiten mit den "alten" PFM birgt. Es ist also nicht gesagt, dass es den alten Fans wirklich gefällt. Für PFM ungewöhnlich ist die Mühe, mit der die Texte gestaltet wurden - für die einige der arriviertesten Autoren italienischer Feder gewonnen werden konnten, etwa der Schriftsteller Pasquale Panella, der mit dem späten Lucio Battisti zusammenarbeitete oder der sizilianische Cantautore Franco Battiato, der selbst auf einige eindrucksvolle Prog- Alben zurückblicken kann. Die Vocals stehen weit im Vordergrund und werden ausdrucksstark und souverän gemeistert, die moderne Produktion von Italiens Star-Gitarrist und Produzent Corrado Rustici ist gelungen und passt gut zum Charakter der Songs. Kleinode wie "L'immenso campo insensato", "Nuvole Nere", "Ore" und die wundervollen "La quiete che verrà" und "Polvere", welche noch am ehesten an den Sound der 70er erinnern (Mellotron, ick hör' Dir spielen!), machen das Album zu einem kleinen Juwel, ohne dass man nun verkrampft von einem Klassiker reden mag. Ganz ohne Pathos und ohne Reproduzierzwang kann eine Progdino-Band mehr als durchschnittliche Alben hervorbringen, eine Erkenntnis, die vielleicht auch den angelsächsischen Formationen der ersten Generation gut tun würde.
Sal Pichireddu
© Progressive Newsletter 2001