CD Kritik Progressive Newsletter Nr.40 (06/2002)
Grand Stand - Tricks of time
(52:02, Progress Records, 2002)
Toll, wenn man sich selbst zitieren kann. Noch in Heft Nr.25 meinte der Schmierfink des PNL über das Grand Stand Debüt "In the middle, on the edge": "Wer auf Keyboardalben steht, für den üben Grand Stand sicherlich einen gewissen Reiz aus, in der Rangliste hochkarätiger Bands aus Skandinavien bekommen sie aber bestenfalls einen soliden Mittelfeldplatz." Und auch toll, wenn man sich ein paar Jahre später korrigieren darf, denn mit "Tricks of time" kann sich die Band auf mehrfache Weise deutlich steigern. Da wäre zunächst die Bandbesetzung, denn aus dem rein instrumentalen Duo Olov Andersson (Keyboards) und Tomas Hurtig (Schlagzeug) ist inzwischen mit Göran Johansson (Gesang, Bass) und Michael Rank Jensen (Gitarre) ein Quartett, im Zusammenspiel und Instrumentierung eine richtige Band geworden. Der Sound, vor allem Richtung Schlagzeug, klingt längst nicht mehr so steril, sondern wesentlich organischer, mit der vollen Bandbesetzung ist natürlich auch eine klangliche Tiefe geboten, die nicht mehr allein auf Keyboarddominanz setzt. Zwar zitieren Grand Stand recht deutlich und munter aus den 70ern, nehmen augenscheinlich Einflüsse, fast schon Zitate von Genesis und Camel in ihre über weite Strecken eher ruhige Spielweise mit auf, wie auch neo-progressive, melodische Schlenker hin zu den 80ern nicht fehlen dürfen. Doch trotz des Ansatzes deutlich auf Nummer Sicher zu gehen, auf Vertrautes zu setzen, wirkt "Tricks of time" keineswegs konstruiert oder blutleer. Die sich fast ausschließlich im Longsongbereich tummelnden fünf, richtig schön melodischen Nummern wirken überzeugend und auf ihre ganz eigene Art sympathisch, homogen, mit moderaten Breaks und Taktwechseln an genau den richtigen Stellen. "Tricks of time" hebt zwar Grand Stand immer noch nicht auf die Stufe der wirklich herausragenden Bands aus Skandinavien, dennoch kann ihr Album ohne Bedenken jedem ans Herz gelegt werden, der eine überzeugende, melodische Progressive Rock Interpretation hören möchte. Daumen nach oben!
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2002