CD Kritik Progressive Newsletter Nr.40 (06/2002)

Finnisterre - Harmony of the spheres
(76:41 + 77:25, Mellow Records, 2002)

"Harmony of the spheres" könnte das wohl vorerst letzte Lebenszeichen von Finisterre sein, denn im weiter vorne geführten Interview mit Bandleader Fabio Zuffanti klingt sehr deutlich durch, dass es um die Zukunft der Band nicht besonders gut bestellt ist. Aber als quasi Ersatz ist er ja bereits mit diversen anderen Projekten am Start, wobei die mehr im 70er Prog Rock verwurzelten La Maschera Di Cera wohl die musikalische Nachfolge von Finisterre antreten werden. So enthält "Harmony of the spheres" nicht nur jede Menge unveröffentlichtes Material, Demos, Livetitel und für diverse Tributealben aufgenommene Coverversion ("Harlequin" - Genesis, "Refugees" - Van der Graaf Generator, "Nimrodel / White rider" - Camel, "Alta loma" - P.F.M.), sondern auch Songs von anderen Nebenprojekten wie Hostsonaten, Valle und Quadraphonic. Die Soundqualität ist teilweise etwas minderwertig, was aufgrund des zum Teil dargebotenen musikalischen Gehaltes natürlich besonders schade ist. Doch treffen auch die selbstkritischen Äußerungen von Zuffanti zu, was die Gesangsleistungen betrifft, denn diese ziehen ganz deutlich einige Songs nach unten. Nicht gerade tonsicher, leiernd und ohne die fehlende gesangliche Power hangelt sich so mancher Gesangsversuch an der Peinlichkeits- und Hörschmerzgrenze entlang. Dem entgegen stehen zum Beispiel sehr gute Versionen des Camel Klassikers "Nimrodel / The white rider" bzw. "Alta loma" von P.F.M., welche beide die Spannung der Originale bestens transportierten und zum Teil auch die insgesamt fünf mehr akustischen Titel von Hostsonaten. Die Highlights aus Finisterre Sicht sind sicherlich die Livetitel, die ausufernd ergänzt durch Flöte / Saxophon, sowie hauptsächlich instrumental, druckvollem Italo Prog mit Jazzsprenklern der feinsten Sorte bieten. Besonders die zweite CD mit ihrem sehr improvisationsfreudigen Charakter wird sehr stark von offenen Stimmungen und fließender Atmosphäre bestimmt. "Harmony of the spheres" ist dennoch mehr eine Doppel CD für den knallharten Sammler, da man von manch bekannte Lieder mit neuen Dimensionen zu Gehör bekommt, das unbekannte Material aber leider auch Durchschnittliches, Unfertiges bietet, welches die sonstigen Qualitäten von Finisterre und Hostsonaten ungerechterweise abwertet. Dann lieber zum wesentlich repräsentativen Livealbum "Storybook" im Falle von Finisterre greifen oder sich gleich das sehr gute neue Album "Springsong" von Hostsonaten zulegen.

Kristian Selm



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