CD Kritik Progressive Newsletter Nr.39 (03/2002)

Pallas - Mythopoeia
(ca. 5 Stunden, Privatpressung, 2002)

Etwas ganz Besonderes haben sich Pallas für ihre Fans einfallen lassen. Aufgrund wiederholter reger Nachfrage nach unveröffentlichtem und heutzutage nur sehr schwer zu bekommenden Material, haben sie sich einfach die moderne Technik zu Nutze gemacht und auf eine CD ROM jede Menge Demos, Frühversionen diverser Titel, Jams und bisher nicht erhältliches Material von den Anfängen der Band bis heute raufgepackt. Und der Clou bei der Sache: da es sich ausschließlich um MP3-Files handelt, bekommt man über 5(!) Stunden Musik aus den Archiven von Pallas. Die Band stellt es jedem frei, sich daraus eigene Audio CDs brennen, das Artwork kann man sich ganz einfach von der bandeigenen Homepage herunterladen. Und so wurden auf wundersame Weise z.B. bei mir aus einer CD mit MP3-Dateien, auf einmal 6 CDs mit einem ausgiebigen Pallas Archiv. Zudem bekommt man noch Interviews, Videos und ergänzende Infos zu den einzelnen Aufnahmen, wodurch sich diese CD ROM als eine wahre Fundgrube für den begeisternden Fan entpuppt. Die Schotten entschlossen sich für diesen recht ungewöhnlichen Weg mit MP3-Files, da ihrer Ansicht nach, die Aufnahmen qualitativ nicht unbedingt ihren Qualitätsstandard entsprachen (besonders die frühen Aufnahmen klingen etwas verrauscht, von der Klangqualität nicht unbedingt prägnant, da sie von Audio Kassetten stammen) und sie somit von einer offiziellen Veröffentlichung als Archive Box lieber Abstand nehmen wollten. Dennoch wurden die Titel, so weit es möglich war, klangtechnisch nachbearbeitet. Zudem ist der Weg mit MP3-Files natürlich auch wesentlich kostengünstiger, denn wo sonst bekommt man auf einer CD mehr als 5 Stunden Musik? "Mythopoeia" ist natürlich vor allem etwas für den Pallas Fan, der hier selbst als hartnäckiger Sammler einiges, bisher nie gehörtes Material zu Gehör bekommt. Auf alle Titel hier einzugehen macht keinen Sinn, nur so viel: jede Phase der Band wird umfassend abgedeckt, wobei die frühen 80er mit verhältnismäßig mehr Material vertreten sind. Um nur einige Highlights zu nennen: aus der Frühphase eine über 20-minütige Version von "The ripper", die ursprüngliche geplante, über 80-minütige Version des Konzeptalbums "The sentinel" mit der kompletten "Atlantis Suite", diverse, nie veröffentlichte Songs aus der Phase zwischen "The sentinel" und "The wedge", teils poppiges Material aus den Jahren zwischen 1986-1993, mit einigen Titeln vom "Sketches" Tape, sowie inzwischen nicht mehr erhältliche Beiträge von den zwei SI Music Compilations CDs und natürlich auch Demos von den letzten beiden Studioalben "Beat the drum" und "The cross and the crucible". Man sollte dieses Album nicht als offizielle Veröffentlichung, sondern mehr als ein wahres Schatzkästchen für den "echten" Pallas Fan betrachten. Dieser bekommt hier wirklich sehr viel Musik fürs Geld und wird dementsprechend begeistert zugreifen.

Kristian Selm



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